Music Timeline: JANUAR 2018

Die gesamte Music Timeline gibt es hier.

Neues Jahr, neue Musik - aber altbekannte Schwierigkeiten, den Stuff irgendwie einzugrenzen. Der Januar war musikalisch echt überladen. Kann daran liegen, dass einige Jahresendlisten mir viele grandiose Tracks aus dem Jahr 2017 offenbarten, die ich bisher übersehen habe. Oder daran, dass ich mir 'ne Übersicht verschafft habe, wer dieses Jahr neue Alben veröffentlichen wird und das ein guter Anlass ist, tiefer in deren Diskographien einzutauchen (auf der Suche nach meine diesjährigen Paramore und Wolf Alice, wenn man so will). Darüber hinaus gab es aber auch schlicht echt gute Releases und die üblichen Zufallsentdeckungen ... was ich sagen will: Diese 10 Songs hatten mächtig Konkurrenz. 

Bruno Mars ft. Cardi B - Finesse (Remix)
Jahr: 2018
Genre: Pop
Lasst alles stehen und liegen, der Hit des Jahres ist schon gefunden. Bruno Mars stoppt auf seiner Retro-Tour durch die Musikgeschichte beim 90s R'n'B und holt sich mit Cardi B eine DER aufstrebenden Künstlerin ins Boot. Und wie gut es funktioniert: Bruno strotzt nur so vor Charme und Coolness, wie immer eigentlich, doch entgegen meiner Bedenken legt auch Cardi B hier einen fantastischen Auftritt hin und macht sich den Style zueigen. Love it.

Jahr: 2018
Genre: Psych-Pop
Die ersten beiden Singles vom kommenden Wombats-Album haben mich nicht wirklich vom Hocker gerissen, doch dann kam Cheetah Tongue. Ein Song, der mit einer melodramatischen Atmosphäre glänzt, die durch stimmige Gitarrenriffs, Psych-Elementen und einem eingängigen Chrous unterstrichen wird. Textlich geht's um die Angst vor dem Erwachsenwerden, verspielt ehrlich und charmant, wie es für The Wombats typisch ist. Emotional näher ging mir diesen Monat kein anderes Lied.

Algiers - The Underside of Power
Jahr: 2017
Genre: Post-Punk, Gospel
Ein Song, den ich auf vielen Bestenlisten zum Jahresende gesehen habe. Zurecht, wie ich feststellen musste, denn The Underside of Power ist schlicht gigantisch. Sicher, der dreckige Rock-Sound mag erstmal nicht jedem gefallen, doch gerade weil er so im kompletten Kontrast zum sonnigen Gospel-Sound des Refrains steht, bringt er die harte politische Message verdammt bewegend rüber. Klare Empfehlung, das ganze Album (auch wenn ich damit vielleicht etwas spät dran bin).

Jahr: 2013
Genre: Indietronic
TOP waren immer eine dieser Bands, zu denen ich nie so richtig Zugang gefunden habe. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das nach einer kleinen Entdeckungstour in den vergangenen Wochen der Fall ist. Klar ist nur, dass mich Guns For Hands beinahe zum Heulen gebracht hat. Wie in so vielen TOP-Tracks glänzt man auch hier durch die Verbindung von fröhlich klingenden Beats - in diesem Fall mit einem eingängigen, verspielten Electro-Riff - und brutal ehrlichen Lyrics von Tyler Joseph, die einfach unter die Haut gehen.

Panic! At The Disco - Northern Downpour
Jahr: 2008
Genre: Pop-Rock
Es gibt da einige Pop-Punk/Emo-Bands, die ich meist etwas ignorierte bzw. nie so richtig für mich entdecken konnte. Fall Out Boy nenne ich da meist als erstes, da konnte auch ihr neues Album M A N I A nichts dran ändern. Fast aus Versehen hat mein verzweifelter Versuch, Fall Out Boy zu mögen, dafür gesorgt, dass ich im Januar auch viel Panic! At The Disco hörte - obwohl da erstmal kein neues Album in Sicht ist. Und ich muss sagen ... ja, ich verstehe ihren Appeal immer mehr. Der Song, der das Eis endgültig brach, war das 10 Jahre alte Northern Downpour, eine super entspannte Nummer mit Acoustic-Elementen, die auch textlich eine Menge Charme versprüht.

Taylor Swift - Don't Blame Me
Jahr: 2017
Genre: Pop, R'n'B
Damn, wie hat sie das geschafft? Den zweiten Monat in Folge steht ein Song aus reputation in der Timeline, obwohl ich das Album nicht mal besonders mochte. Auch auf Don't Blame Me gibt sich Taylor betont edgy und düster, was ich eigentlich schrecklich finde. Dazu die kolossale Komposition, die überdramatischen Lyrics ("Lord, save me, my drug is my baby") ... nein, nichts an diesem Song dürfte funktionieren - aber tut es dann doch. Verdammt gut sogar. Allein beim Tippen der Lyrics hat sich gerade der Ohrwurm zurückgemeldet, oh man, Hilfe ...

CHVRCHES - Empty Threat
Jahr: 2016
Genre: Synth-Pop
Was für ein Grower! Ich habe CHVRCHES nie wirklich verfolgt, doch das angekündigte neues Album für 2018 schien ein willkommener Anlass zu sein, doch einmal reinzuhören. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Besonders ihr Zweitwerk Every Open Eye lief im Januar bei mir rauf und runter, wobei Empty Threat irgendwie am meisten hängen geblieben ist. Vorrangig natürlich wegen dieser Hook, die nur so vor Entschlossenheit strotzt, und dabei doch - typisch CHVRCHES - ungemein locker und leicht klingt. 
Wenn man sich denn drauf einlässt, dann können CHVRCHES einem mit ihrer ... wie soll ich es nennen ... Kindlichkeit ... wirklich ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Noch so ein wunderbares Beispiel von der selben Platte ist Clearest Blue. Ein Song, der zwei Minuten lang kurzweilig dahinschwebt, bevor in einer farbenfrohen Synthesizer-Explosion die Glückshormone nur so umherspringen. Keine Frage: Die Gruppe um Lauren Mayberry hat eine Menge Licht in die dunklen Jahreszeit gebracht. 

Jahr: 2013
Genre: Electro-Pop
Auch Sky Ferreira wird in diesem Jahr (wahrscheinlich) eine neue Platte herausbringen. Muss zugeben, dass ich außer I Blame Myself nicht so viel von ihr kenne. Diese erfrischende, sehr melodische Pop-Nummer nach so langer Zeit wiederzuentdecken, hat mich aber echt glücklich gemacht. Auch hier stehen übrigens der lockerleicht angehauchten Instrumentalisierung wieder ziemlich deepe Lyrics gegenüber (scheint diesen Monat bei mir besonders angekommen zu sein ...). So schnell werde ich den Song nicht wieder vergessen.

High Tropics - Better Days
Jahr: 2017
Genre: Indie-Rock
Es war kein wirklich guter Monat für mich persönlich, muss ich zugeben. Musik hilft mir immer, mal in Form unnötiger Dramatik oder durch motivierende Arschtritte. Diese rotzig-melancholische Nummer verkörpert keines von beiden. Better Days nimmt mich aber gerade deshalb so gut mit, weil es sich nicht anstrengt, übermäßig viel Optimismus zu verbreiten und mir nur "Muss halt" oder "Wird schon irgendwie" mitgibt. Ein Song, um in der eigenen Weinerlichkeit und Selbstmitleid zu versinken. Muss auch mal sein.

HALL OF FAME: Wir sind Helden - Die Reklamation (2003)

Hier geht es zur gesamten Hall of Fame
___

Die Reklamation von Wir sind Helden
Release: 7. Juli 2003
Genre: Pop, Pop-Rock

Heute ist deutscher Gesang im Radio-Mainstream völlig normal, und egal was man davon halten mag, ein Teil ist dies der Verdienst von Wirsind Helden, aber auch Juli und Silbermond, die die deutsche Pop-Szene Anfang der 2000er für einen gewissen Zeitraum aufmischten. Vielleicht sogar revolutionierten? Ich weiß nicht. Ich meine, nein, früher war nicht alles besser. Vielleicht bin ich zu voreingenommen und tue der heutigen Deutsch-Pop-Szene unrecht. Vielleicht war Deutsch-Pop auch zu Hochzeiten der Neuen Neuen Deutschen Welle (was ein beschissener Begriff) nicht viel tiefgehender als heute, vielleicht achte ich heute viel kritischer darauf, wie lasch und weichgespült Radio-Musik ist. Es kann wirklich einfach sein, dass sich das nur so anfühlt, weil die Helden keine Musik mehr machen. 

Eine Band mit Charme, die mehr war, als "die Gruppe mit der hübschen Frontfrau". Ich habe Wir sind Helden geliebt, ihre Texte, ihren Mix aus Verspieltheit und Seriösität. Es gibt kein Helden-Album, das ich nicht mag. Doch keines war so genial, so ausdauernd wie ihr Debüt Die Reklamation

Und um sein Appeal zu verstehen, braucht es eben diesen einleitenden Backround. Die Reklamation ist eine Pionier-Leistung. Ein mutiges Werk, nicht nur weil es deutschen Gesang beinhaltet, sondern weil die Texte Tiefgang hatten und nicht dem Kitsch verfielen. Die Helden behandelten übliche Themen wie die Liebe mit Bescheidenheit und ihrem ganz eigenen Humor. Humor, kombiniert mit einer gewissen Frechheit, die eine Band mit diesem Namen und dem unausgesprochenen Wunsch, die verkrusteten Strukturen, nicht nur des Musik-Businesses, aufzubrechen, einfach auch braucht. Guten Tag und Ist Das So? stechen diesbezüglich beide als die markantesten Tracks hervor. Der Geist der Revolution lässt sich aber auch im Storytelling der Erfolgs-Single Denkmal finden, seit Kindheitstagen eines meiner absoluten Lieblingslieder, dieich, immer wenn sie irgendwo gespielt werden, leidenschaftlich mitsinge. Inhaltlich ist es nur oberflächlich ein Pseuo-Protestsong, es ist mehr noch eine Mahnung vor dem eigenen Ruhm - auch hier eröffnet der Bandname eine ganz neue Meta-Ebene.

Es ist nicht einfach, einzelne Stärken der Helden hervorzuheben, da sie so vielfältig sind. Außer Dir und Die Nacht sind zwei gemächliche, aber wunderbare Balladen, während Aurelie durch eine verdammt witzige Erzählweise punktet. Wenn ich eines Tages alt und gebrechlich bin, dann bete ich, dass Aurelie ein Comeback im Schlager feiert, als ein Song, der mich an die gute alte Zeit erinnert - und für den sich meine Enkel schämen.
Sicher, manchmal kann die volle Ladung Helden-Weirdness zu viel sein. Nicht jeder Song verträgt den Overplay. Monster beispielsweise ging mir irgendwann echt auf die Nerven und konnte sich nicht rehabilitieren. Allgemein, der manchmal echt streberhaft wirkende Electro-Einfluss kann abtörnend sein. Und auf Songs wie Müssen Nur Wollen, eine zugegeben etwas deplatziert wirkende Motivations-Nummer mit der Message "Zusammen können wir alles schaffen, muss man sich - sorry, es muss sein - gemäß dem Titel auch wirklich einlassen wollen. Dann wird man belohnt mit einem unbändigen Glücksgefühl.

Die Reklamation ist eines der Alben, mit denen ich aufgewachsen bin und die ich allein deshalb immer irgendwie im Herzen tragen werde. Es hat Schwachpunkte, sicherlich, doch über die kann ich persönlich locker hinwegsehen. Danke dafür, ihr Helden. Ich hoffe, ihr kommt eines Tages zurück.

Persönliche Favoriten: Denkmal, Aurelie, Müssen Nur Wollen, Ist Das So?, Außer Dir, Guten Tag
Persönliche Lowlights: Monster
Album-Score: 8,3

HALL OF FAME: Carly Rae Jepsen - Emotion (2015)

Hier geht es zur gesamten Hall of Fame
___

Emotion (Deluxe) von Carly Rae Jepsen
Release: 24. Juni 2015
Genre: Pop, Synth-Pop

Anfangs fühlt es sich falsch an, peinlich irgendwie. Ich mein, es ist das Call-Me-Maybe-Mädchen und nun sitze ich hier, und mag ihre Musik. Habe ich mich vielleicht verhört? Nein. Nein, habe ich nicht. Ich bin nicht der einzige, der das so sieht. Holy shit. Hat Carly Rae Jepsen gerade wirklich eines der besten Pop-Album dieses Jahrzehnts hingelegt? Ja, hat sie. Und es ist traurig, dass ihr der ganz große Wurf damit verwehrt blieb und Emotion "nur" zu einem Kritikerliebling wurde. Die Musikblogger-Welt sucht nach den Ursachen, suche auch ich. Eine Aussage ist mir dabei im Kopf geblieben, die ich hier leider nur noch sinngemäß zitieren kann: Carly Rae macht so herrlich frische und unverstellt romantische Pop-Musik, dass es nicht in den auf Ironie ausgelegten Zeitgeist passt. Wow. Das ist sicherlich etwas übertrieben, doch einen wahren Kern hat es: Carly Rae Jepsens Musik ist zuckersüß, vielleicht ein bisschen zu zuckersüß für den Gelegenheitshörer, der sich nicht voll und ganz in der Musik verliert. Ein Album wie Emotion verlangt aber genau das.

Der Vibe der 80s, den dieses Album durchgehend trägt, ist von Anfang bis Ende (ich behandle hier übrigens die 15 Songs umfassende Deluxe-Version) spürbar. Carly und ihre Producer haben nichts dem Zufall überlassen und ein abwechslungsreiches Meisterwerk geschaffen. Buchstäblich die ersten Sekunden des Albums - ein wunderschönes Horn-Solo - machen klar, dass es sich bei Emotion um eine ganz besonderer Platte handelt. Run Away With Me umarmt dich mit einer solchen Wärme, dass es in der Seele wehtut, dass es kein Hit geworden ist. So viele Songs hätten Hits werden müssen. Your Type geht mitten ins Herz, weil Carlys Stimme ihr leicht kratzt und bricht, es klingt genial. 

Ich werde auch nicht lügen. Emotion ist Pop-Musik in Reinform, der die große lyrische Tiefe fehlt. Natürlich singt Carly von der Liebe, nahezu ohne Ausnahme (ein absolut freakiger Blogger namens ... hat ja schon mal herausgefunden, dass sie in all ihren Songs über das immergleiche Thema singt), aber das ist okay, so lange sie es mit so einer unbändigen Leidenschaft tut. Seriously. 

Man könnte jetzt die ganze Titelliste durchgehen und immer wieder das gleiche sagen, doch ich belasse es bei ein paar weiteren Beispielen, der Titeltrack Emotion etwa ist noch so ein Highlight, dass mit einer 1A -Production aufwarten kann. Doch einer der unterschätzten Songs - zumindest nachdem ich so einige Reviews zu diesem Album gelesen habe - ist When I Needed You. Musikalisch ist dieser wohl am nähesten an den 80s dran, ein bisschen geeky, ein bisschen ausgeflippt, aber verdammt herzergreifen. Der Chorus ist in seiner puren Lebensfreude einzigartig, einfach phänomenal. Noch deutlicher wird sein Glanz dann, wenn man sich vor Augen führt, dass es neben Carly wohl keine aktuelle Pop-Sängerin gibt, die diesen Song so interpretieren könnte. Das gilt für weite Teile von Emotion.

So. Da ist es raus. Mein allergrößtes Guilty Pleasure, wenn man so will, nur dass die Schamgefühle vollständig verschwunden sind. Nicht nur das: Es wurde, je öfter ich es hörte, mehr und mehr zu einem der besten Alben, das ich jemals genießen durfte. Das Call-Me-Maybe-Mädchen hat geliefert.

Persönliche Favoriten: Run Away With Me, Your Type, When I Needed You, Black Heart, Favourite Colour, Emotion, Gimmie Love
Persönliche Lowlights: wenn ich mich entscheiden müsste ... All That
Album-Score: 8,5

HALL OF FAME: Third Eye Blind – Third Eye Blind (1997)

In dieser neuen Rubrik lasse ich meine absoluten Lieblingsalben in einer eigenen Review hochleben. Übersichtlich geordnet finden sich alle Reviews in meiner Hall of Fame.
___

Third Eye Blind von Third Eye Blind
Release: 8. April 1997
Genre: Alternative, Pop-Rock, Post-Grunge

Es war keine Liebe auf dem ersten Blick. Erst im vergangenen Jahr, mit der Wiederveröffentlichung zum zwanzigsten Release-Jubiläum, verfiel ich voll und ganz dem Sound der selbstbetitelten Debütplatte von Third Eye Blind.

Das ist noch viel unverständlicher, wenn man bedenkt, dass ich die großartige erste Single Semi-Charmed Life seit langem schon zu meinen Top 3 Lieblingsliedern zähle. Eine brilliante Pop-Rock-Nummer, eine Explosion an – in diesem Fall positiven – Emotionen, deren lyrische Tiefe mich bis heute beeindruckt. Es geht um eine an Crystal Meth zerbrochene Liebe, was sich zunächst so gar nicht mit der glücklichen Grundstimmung des Liedes vereinen will, bei genauerem Nachdenken aber doch verdammt gut passt: Das Glück ist zu schön, um echt zu sein.

Diese ungeschminkte Ehrlichkeit in den Texten, der Charme des Frontsängers Srephan Jenkins, dem man zu jeder Sekunde (besonders in den hohen Tönen) anmerkt, dass er voll und ganz in der Musik aufgeht, und das Gespür für eine eingängige Hook, ziehen sich als Erfolgsformel durch das ganze Album. Gleich im Opener Losing A Whole Year ist das perfekt zu hören, hier hat Jenkins mächtig Wut (und Traurigkeit) im Bauch und besingt auf mitreißender Art und Weise das Ende einer Beziehung. Die Liebe spielt auf Third Eye Blind eine entscheidende Rolle, ist Projektionsfläche für Schmerz und Glücksgefühl. Dazwischen geht es immer wieder um die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt, dem größeren Sinn (Graduate)

Musikalisch wird feinster 90s Alternative-Rock serviert, der sich schon eher am damaligen Mainstream orientiert, und damit etwas poppiger daherkommt. Ständig passiert etwas Unvorhergesehenes, so dass es nie langweilig wird (was bei einer Spieldauer von nahezu einer Stunde eine echte Leistung ist). Selbst in den eher ruhigen Stücken und jeder Ballade gibt es diesen einen Ausbruch, und sei es nur ein griffiges Gitarrenriff, der aus einem guten Song einen fantastischen macht.
Nehmen wir Motorcycle Drive By. Ein ergreifender Song über – heute würden wir das so nennen – die Friendzone, der mit Acoustic-Elementen beginnt und sich dann in einer faszinierenden Transition zu einer drummigen Freiheits-Nummer entwickelt, bei der man mit Leuten, die man liebt, ganz weiter weg fahren und das Leben genießen will. Diese Momente gibt es auf Third Eye Blind häufiger, etwa in Narcolepsy.

Wisst ihr, es gibt einige Alben, die mich von vorne bis hinten gut unterhalten – doch nur wenige mit dieser emotionalen Intensität. In meinen Augen ist Third Eye Blind ein Meisterwerk, auf das ich immer gerne zurückkomme, wenn ich irgendwie emotional bin. Also ständig.

Persönliche Favoriten: Semi-Charmed Life, Losing A Whole Year, Graduate, Jumper, Motorcycle Drive By, I Want You, Narcolepsy, Thanks A Lot
Persönliche Lowlights: -

Albumscore: 8,6

Music Timeline: DEZEMBER 2017

Die gesamte Music Timeline gibt es hier.

Der Dezember hat's schwer. Einerseits ist es eine Zeit voller Jahresendlisten, die eine riesige Menge an Songs in mein Blickfeld spülen. Andererseits drohen gerade diese ein wenig "zwischen den Jahren" verloren zu gehen: So hat es z.B nur ein Dezember-Song in die Auswertung meines Musikjahres 2017 geschafft und es ist unklar, ob eines der folgenden Stücke genug Ausdauer hat, auch auf 2018 überzuspringen. Umso wichtiger ist es, diese Stücke hier angemessen zu würdigen. Also hier, ein letztes Mal in 2017, die Music Timeline in der großen Advents- und Jahresend-Edition:

Jahr: 2017
Genre: Alternative
Genau genommen habe ich diesen Song sowie das ganze Album Science Fiction bereits im August gehört, doch erst jetzt, im Dezember, zündete Waste so richtig. So sehr, dass ich diesen Song - last minute quasi - auf Platz 31 meiner 50 besten Songs des Jahres 2017 setzte. Da ich auch nicht viel Neues erzählen kann, zitiere ich mich mal selbst:
Ein fantastischer Alternative-Song über die Qualen der Abhängigkeit, die Brand New mit einer unheilvolle Atmosphäre, durchzogen von Sentimentalität, beschreiben. Sensationell ist der Chorus, kann er doch mit geringem Aufwand ein Gefühl des Aufbruchs herbeihauchen, vor allem mit dem doppelstimmigen »Don't lose hope, my son«.
Jahr: 2017
Genre: Indie-Rock, Alternative
Ein Song, der mir den Start ins neue Jahr so richtig schmackhaft macht und ziemlich sicher noch eine ganze Weile in meiner Playlist bleiben wird. Fantastische Drums, drückende Gitarren und mitreißender Gesang, eben so ziemlich alles, was einen astreinen Alternative-Track ausmacht, ist hier vorhanden. Und die Briten gehören für mich plötzlich zu den spannendsten Acts der Szene.

Jahr: 2017
Genre: Punk-Rock
Ein Track, der sich mit jedem Hören tiefer in die Seele schleicht, getragen von einer Nachdenklichkeit, wie es sie in meiner Music Timeline selten gibt. Es ist der Vibe, der melodische, aber doch so düstere Grundton, der hier alles überstrahlt. Unterstützt von einer überragenden Skylar Grey, die ich als Feature immer gerne höre, schlagen Papa Roach ganz neue Wege ein, die kaum mit den bekannten (und viel weiter habe ich Papa Roach nie verfolgt) Last Resort oder To Be Loved zu vergleichen ist. Alles in allem ein Song, der mich im Dezember nie losgelassen hat.

Jahr: 2017
Genre: Pop, Rap
Es wäre leicht, dieses brandneue Werk der selbstbetitelten 2017 Bonnie & Clyde zu verschmähen (allein an Halsey könnte man sich immer wieder abarbeiten), doch ich weigere mich. Mehr als alles andere wickelt mich hier die fantastische Instrumentalisierung um den Finger, ein Beat, der wie ein Uhrwerk klingt und mit kühlen Gitarren und Synths angehaucht wird. Durch den ganzen Song zieht sich eine gewisse Verzweiflung und die schmerzhafte Ungewissheit, ob diese Liebe, diese gegenseitige Abhängigkeit, anhalten wird. Und das könnte, ganz ehrlich, eines der authentischsten Dinge sein, die Halsey je gemacht hat.

Jahr: 2017
Genre: Punk-Rock, Emo
Und wir bleiben in der Dunkelheit, in der Negativität. Dieser brandneue Punk-Rock-Track lebt von seiner wütenden, unvergesslichen Hook, die mich mit ihren Emo-Anleihen straight in die 2000er zurückversetzt. So erinnert es mich - ist gerade das erste Beispiel, das mir einfällt - an die finsteren Momente von Sum 41, Chuck oder 13 Voices vom letzten Jahr. Und das ist definitiv ein gutes Zeichen.

Liam Gallagher - Bold
Jahr: 2017
Genre: Alternative
Eher unfreiwillig ließ ich das neue Liam-Gallagher-Album lange unberührt und nun fand es sich plötzlich im direkten Duell mit der neuen Platte seines Bruders wieder. Ich kann mich nicht entscheiden, welcher Ex-Oasis es denn nun besser gemacht hat, allerdings ist mir Bold von allen am meisten im Kopf geblieben. Ein kolossaler, fast schon James-Bond-artiger Mittelfinger ans Angepasstsein, was man Liam blind abnimmt. Lyrisch sicher keine Über-Leistung, aber allein die Endsequenz nach der Bridge ist es wert, reinzuhören.

Noel Gallagher's High Flying Birds - Dead In The Water (Live at RTÉ 2FM Studios, Dublin)
Jahr: 2017
Genre: Indie-Rock
Ich war auf seiner neuen Platte durchaus angetan von Noels Experimentierfreudigkeit, wirklich, doch das Highlight von Who Built the Moon? ist der ein Bonus-Track, der eher minimalistisch auf reinen Acoustic-Gitarren setzt  und es wohl nur knapp aufs Album geschafft hat. Gott sei dank hat er das. Noels Vocals sind hier wirklich fantastisch und der sanfte musikalische Rahmen sorgt für eine wunderbare, entspannte Atmosphäre, die gut in die Adventszeit gepasst hat.

Jahr: 2017
Genre: Pop
Old Taylor is NOT dead. Taylor Swift war dieses Jahr eine der größten Enttäuschungen, nicht weil reputation so schlecht war, sondern schlicht weil sie zu viel mehr fähig ist, sich aber stattdessen in sinnlosem Drama verliert. Eine der wunderbaren Ausnahmen war dieser Album-Closer, eine erfrischende, ehrliche Ballade, wie sie auch auf ihrem 2012er-Werk Red gepasst hätte. Wahrlich magisch klingt das Ganze aber erst in der Live-Version, die bei einem Fan-Konzert in ihrem Haus entstanden ist. 

Anteros - Bonnie
Jahr: 2017
Genre: Indie-Pop
Gegen einen so sympathischen Indie-Pop-Song kann ich mich kaum wehren. Bereits beim ersten Durchlauf hat mich Bonnie mit seiner Dance-like-nobodys-watching-Attitüde um den Finger gewickelt. Der Refrain mag kindlich-naiv sein, doch strotzt nur so vor unbändigem Charme, so dass mir das markante "I wanna live in your house, Bonnie!" seit Wochen nicht aus dem Kopf geht.