In dieser neuen Rubrik lasse ich meine absoluten Lieblingsalben in einer eigenen Review hochleben. Übersichtlich geordnet finden sich alle Reviews in meiner Hall of Fame.
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Third Eye Blind von Third Eye Blind
Release: 8. April 1997
Genre: Alternative, Pop-Rock, Post-Grunge
Es war keine Liebe auf dem ersten
Blick. Erst im vergangenen Jahr, mit der Wiederveröffentlichung zum
zwanzigsten Release-Jubiläum, verfiel ich voll und ganz dem Sound
der selbstbetitelten Debütplatte von Third Eye Blind.
Das ist noch viel unverständlicher,
wenn man bedenkt, dass ich die großartige erste Single Semi-Charmed
Life seit langem schon zu meinen Top 3 Lieblingsliedern zähle.
Eine brilliante Pop-Rock-Nummer, eine Explosion an – in diesem Fall
positiven – Emotionen, deren lyrische Tiefe mich bis heute
beeindruckt. Es geht um eine an Crystal Meth zerbrochene Liebe, was
sich zunächst so gar nicht mit der glücklichen Grundstimmung des
Liedes vereinen will, bei genauerem Nachdenken aber doch verdammt gut
passt: Das Glück ist zu schön, um echt zu sein.
Diese ungeschminkte Ehrlichkeit in den
Texten, der Charme des Frontsängers Srephan Jenkins, dem man zu
jeder Sekunde (besonders in den hohen Tönen) anmerkt, dass er voll
und ganz in der Musik aufgeht, und das Gespür für eine eingängige
Hook, ziehen sich als Erfolgsformel durch das ganze Album. Gleich im
Opener Losing A Whole Year ist das perfekt zu hören, hier hat
Jenkins mächtig Wut (und Traurigkeit) im Bauch und besingt auf
mitreißender Art und Weise das Ende einer Beziehung. Die Liebe
spielt auf Third Eye Blind eine entscheidende Rolle, ist
Projektionsfläche für Schmerz und Glücksgefühl. Dazwischen geht
es immer wieder um die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt, dem
größeren Sinn (Graduate)
Musikalisch wird feinster 90s
Alternative-Rock serviert, der sich schon eher am damaligen
Mainstream orientiert, und damit etwas poppiger daherkommt. Ständig
passiert etwas Unvorhergesehenes, so dass es nie langweilig wird (was
bei einer Spieldauer von nahezu einer Stunde eine echte Leistung
ist). Selbst in den eher ruhigen Stücken und jeder Ballade gibt es
diesen einen Ausbruch, und sei es nur ein griffiges Gitarrenriff, der
aus einem guten Song einen fantastischen macht.
Nehmen wir Motorcycle Drive By.
Ein ergreifender Song über – heute würden wir das so nennen –
die Friendzone, der mit Acoustic-Elementen beginnt und sich dann in
einer faszinierenden Transition zu einer drummigen Freiheits-Nummer
entwickelt, bei der man mit Leuten, die man liebt, ganz weiter weg
fahren und das Leben genießen will. Diese Momente gibt es auf Third
Eye Blind häufiger, etwa in Narcolepsy.
Wisst ihr, es gibt einige Alben, die
mich von vorne bis hinten gut unterhalten – doch nur wenige mit
dieser emotionalen Intensität. In meinen Augen ist Third Eye
Blind ein Meisterwerk, auf das ich immer gerne zurückkomme, wenn
ich irgendwie emotional bin. Also ständig.
Persönliche Favoriten:
Semi-Charmed Life, Losing A Whole Year, Graduate, Jumper, Motorcycle
Drive By, I Want You, Narcolepsy, Thanks A Lot
Persönliche Lowlights: -
Albumscore: 8,6