Songs des Monats: SEPTEMBER 2018

Wow, das ist mal ein unkonventioneller Start in den Herbst. Gleich drei deutschsprachige Songs haben es geschafft, mehr als in allen Ausgaben bisher zusammen!

2018 / Rock, Soul
Beginnen müssen wir trotzdem mit meinem persönlichen Lieblingskünstler der letzten zwei Monate, Lenny fucking Kravitz. Raise Vibration ist verdammt geil geworden, auch weil es den perfekten Album-Opener hat. Schritt 1: Das epische Synth-Intro, gefolgt von Lennys unverwechselbarer Stimme. Schritt 2: Die Drums, gepaart mit der kraftvollen "Deliver me from loneliness"-Line. Und als wäre das nicht schon überragend, setzen - Schritt 3 - feierlich-helle Gitarren ein, mit denen man mich ja immer kriegt, und so bin ich nach nicht mal eineinhalb Minuten schon komplett im Bann. Einer dieser blitzsauberen Songs, die man sofort ins Herz schließt, auch weil er einen wahnsinnig hoffnungsvollen Vibe in sich trägt, von dem ich, von dem wir alle, so viel mehr vertragen kann/können.

Drangsal - Turmbau zu Babel
2018 / Indie-Pop
Tief beeindruckt davon, dass es ja doch richtig gute deutsche Künstler gibt (man muss nur gucken!), landete Drangsal's sehnsüchtige Herzschmerz-Nummer Turmbau zu Babel in meiner Playlist und wird da auch so schnell nicht verschwinden. Es ist ein Ohrwurm allererster Güte. Ich bin nicht der erste, der Parallelen zum frühen Farin Urlaub feststellt, jedoch würde ich das nicht unbedingt an der ohne Frage genialen Stimme festmachen, sondern eher an Drangsals unwiderstehlicher Art zu Schreiben. Er hat eben den gewissen Charme, so holprige Sätze wie "Die Lippe wünscht Zusammenschluss" derart natürlich wirken zu lassen, dass man sie lauthals mitsingen möchte. Mehr davon, viel mehr bitte!

2017 / Rap, Pop
Und Drangsal zum zweitem. Meine persönliche Neue Deutsche Welle dieses Septembers ist vor allem durch Casper geprägt, den ich innerhalb einer Woche gleich zweimal sehen konnte und dem ich endlich einmal die Aufmerksamkeit schenkte, die er verdient. Hinterland hab ich damals gefeiert, aber danach ist der "Kontakt" gewissermaßen abgerissen - großer Fehler! Auf Lang lebe der Tod verbargen sich gleich mehrere feierbare Songs, am einprägsamsten eben dieser hier, Keine Angst. Es geht um Zukunftsängste, Selbstzweifel und der großen Frage nach der eigenen Rolle in dieser Welt. Bleibenden Eindruck hinterlassen aber vor allem Drangsals Vocals im Chorus, die einfach nicht von dieser Welt sind - einfach überragend.

2016 / Indie-Pop
Und auch dieser Song ist mir erst beim Lollapalooza so richtig aufgefallen. Dabei waren Von Wegen Lisbeth so ziemlich die letzten, die ich in der deutschsprachigen Musikszene so richtig für mich entdeckt habe, 2016 war das, aber mit Wenn Du Tanzt bin ich lange nicht warm geworden. Warum eigentlich nicht? Diesem Groove kann man sich eigentlich nicht verweigern kann, dazu dieser eingängige, gut mitsingbare Text ... es passt einfach alles zusammen und macht - trotz der melancholischen Basis - echt Laune.

2018 / Deep House
Wann ist es uncool geworden, Paul Kalkbrenner zu hören? Seit Berlin Calling habe ich persönlich durchweg jedes Album gefeiert, und auch wenn Parts of Life ein bisschen abfällt, so ist dieser Song - übrigens nicht der Album-Opener, wie der Titel vermuten lässt - doch ein Hybrid aus all den Qualitäten, die ihn über Jahre hinweg so erfolgreich gemacht hat: Eingängige Melodien, 'ne chillige Atmosphäre und, ganz wichtig, auch die gewisse Portion Weirdness.

2008 / Rock, Acoustic
Ein weiterer kleiner Trend dieses Monats war mein Hang zu minimalistischen Rock-Nummern. Neben den White Stripes stürzte ich mich vor allem in die Diskographie von The Kills. "Gewonnen" hat am Ende diese unscheinbare Acoustic-Nummer von ihrer Platte Midnight Boom, die das seltsame Phänomen beschreibt, erst in der Nacht kreativ so richtig aufzublühen - was ich sehr gut nachvollziehen kann. Es ist ein sehr atmosphärischer Song, ein akkustischer Schwebezustand, der sich wie die berühmte Ruhe nach dem Sturm anfühlt, unmittelbar nachdem der Regen gefallen ist. Ich mag den Herbst - und dieser Song hebt seine zauberhaften, in Pfützen springenden Seiten hervor.

Lana Del Rey - Venice Bitch
2018 / Soul Pop
Was soll man zu dieser Frau eigentlich noch sagen? Vielen wird ihre sentimentale Vintage-Obsession irgendwann zu viel, aber ich habe noch lange nicht genug. Anfang 2019 soll ihr neues Album erscheinen. Von ihren zwei neuen Singles ist Venice Bitch die, die es mir mehr angetan hat. Ein zehnminütiges (!) Meisterwerk voller Nostalgie, das sich nach dem wohlklingenden Intro (bzw. dem "eigentlichen" Song) in einer seltsam-schönen E-Gitarren-Spielerei verliert. Traum!