HALL OF FAME: Carly Rae Jepsen - Emotion (2015)

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Emotion (Deluxe) von Carly Rae Jepsen
Release: 24. Juni 2015
Genre: Pop, Synth-Pop

Anfangs fühlt es sich falsch an, peinlich irgendwie. Ich mein, es ist das Call-Me-Maybe-Mädchen und nun sitze ich hier, und mag ihre Musik. Habe ich mich vielleicht verhört? Nein. Nein, habe ich nicht. Ich bin nicht der einzige, der das so sieht. Holy shit. Hat Carly Rae Jepsen gerade wirklich eines der besten Pop-Album dieses Jahrzehnts hingelegt? Ja, hat sie. Und es ist traurig, dass ihr der ganz große Wurf damit verwehrt blieb und Emotion "nur" zu einem Kritikerliebling wurde. Die Musikblogger-Welt sucht nach den Ursachen, suche auch ich. Eine Aussage ist mir dabei im Kopf geblieben, die ich hier leider nur noch sinngemäß zitieren kann: Carly Rae macht so herrlich frische und unverstellt romantische Pop-Musik, dass es nicht in den auf Ironie ausgelegten Zeitgeist passt. Wow. Das ist sicherlich etwas übertrieben, doch einen wahren Kern hat es: Carly Rae Jepsens Musik ist zuckersüß, vielleicht ein bisschen zu zuckersüß für den Gelegenheitshörer, der sich nicht voll und ganz in der Musik verliert. Ein Album wie Emotion verlangt aber genau das.

Der Vibe der 80s, den dieses Album durchgehend trägt, ist von Anfang bis Ende (ich behandle hier übrigens die 15 Songs umfassende Deluxe-Version) spürbar. Carly und ihre Producer haben nichts dem Zufall überlassen und ein abwechslungsreiches Meisterwerk geschaffen. Buchstäblich die ersten Sekunden des Albums - ein wunderschönes Horn-Solo - machen klar, dass es sich bei Emotion um eine ganz besonderer Platte handelt. Run Away With Me umarmt dich mit einer solchen Wärme, dass es in der Seele wehtut, dass es kein Hit geworden ist. So viele Songs hätten Hits werden müssen. Your Type geht mitten ins Herz, weil Carlys Stimme ihr leicht kratzt und bricht, es klingt genial. 

Ich werde auch nicht lügen. Emotion ist Pop-Musik in Reinform, der die große lyrische Tiefe fehlt. Natürlich singt Carly von der Liebe, nahezu ohne Ausnahme (ein absolut freakiger Blogger namens ... hat ja schon mal herausgefunden, dass sie in all ihren Songs über das immergleiche Thema singt), aber das ist okay, so lange sie es mit so einer unbändigen Leidenschaft tut. Seriously. 

Man könnte jetzt die ganze Titelliste durchgehen und immer wieder das gleiche sagen, doch ich belasse es bei ein paar weiteren Beispielen, der Titeltrack Emotion etwa ist noch so ein Highlight, dass mit einer 1A -Production aufwarten kann. Doch einer der unterschätzten Songs - zumindest nachdem ich so einige Reviews zu diesem Album gelesen habe - ist When I Needed You. Musikalisch ist dieser wohl am nähesten an den 80s dran, ein bisschen geeky, ein bisschen ausgeflippt, aber verdammt herzergreifen. Der Chorus ist in seiner puren Lebensfreude einzigartig, einfach phänomenal. Noch deutlicher wird sein Glanz dann, wenn man sich vor Augen führt, dass es neben Carly wohl keine aktuelle Pop-Sängerin gibt, die diesen Song so interpretieren könnte. Das gilt für weite Teile von Emotion.

So. Da ist es raus. Mein allergrößtes Guilty Pleasure, wenn man so will, nur dass die Schamgefühle vollständig verschwunden sind. Nicht nur das: Es wurde, je öfter ich es hörte, mehr und mehr zu einem der besten Alben, das ich jemals genießen durfte. Das Call-Me-Maybe-Mädchen hat geliefert.

Persönliche Favoriten: Run Away With Me, Your Type, When I Needed You, Black Heart, Favourite Colour, Emotion, Gimmie Love
Persönliche Lowlights: wenn ich mich entscheiden müsste ... All That
Album-Score: 8,5