Songs des Monats: OKTOBER 2018

Die deutschsprachige Welle hält an, zwei Alben prägen den Herbst und genre-technisch ging es im Oktober wieder einmal sehr bunt zu.

Twenty One Pilots - The Hype
2018 / Indie-Pop, Alternative
Man nennt es wohl Liebe auf dem ersten Blick. Es war Song 8, The Hype, der die gelassene, leicht dystopisch angehauchte Grundstimmung von Trench mit seinem Feel-Good-Vibe komplett durchbrach und mich seitdem nicht mehr losließ. Zu selten nehme ich mir die Zeit, neue Alben einmal komplett durchzuhören, doch das hier ist der Beweis, dass ich es öfter tun sollte. Zum einen, weil Twenty One Pilots ein einstündiges Meisterwerk hingelegt haben, ihr bisher bestes, meiner Meinung nach. Zum anderen, weil es kaum magischere Momente gibt, als in völliger Dunkelheit und mit Kopfhörern bewaffnet mal so völlig geflasht zu werden.

Lary - Mond
2018 / Pop, Soul
Nur ein klassischer Zufalls-Klick hat mich zu der jungen Dame aus Berlin geführt, die mir bisher nur als weiblicher Part auf MoTrips So wie du bist aufgefallen war. Ein Klick mit großen Auswirkungen, denn auf Sand (übrigens auch ein Feature mit MoTrip) wurde ich mit ihrer einzigartigen Stimme konfrontiert, die so melancholisch-zerbrechlich, gleichzeitig aber auch kraftvoll sein kann, irgendwie vintage und doch topmodern. Ihr Album hart fragil fängt die graue Herbst-Laune unheimlich gut ein und ein offensichtliches Highlight ist ein Song über den Mond, zu welchem man gemeinsam mit ihr fliehen möchte, um den Alltags-Mist hinter sich zu lassen, ein Song zudem, der etwas mehr up-beat und perfekt mitsingbar ist - für alle, die sich nicht sofort auf die volle Ladung Melancholie einlassen wollen.
Lary - Jekyll
... allen anderen kann ich Jekyll sehr empfehlen. Hier nimmt sich Lary etwas zurück, dafür ist in den ruhigen Stimmlagen ihre rauchige Seite zu entdecken, die perfekt mit dem phänomenalen Beat harmoniert. Ein geniales musikalisches Konstrukt, das einen träumen lässt, wenn man nachdenklich durch den Laub spaziert. 

Neufundland - Wir werden niemals fertig sein
2017 / Indie-Pop
In der weiten Welt des deutschsprachigen Indie-Rock hat sich in den letzten Jahren scheinbar einiges getan, so viel, dass ich kaum hinterherkomme. Neufundland bespielen einen Mix aus Alternative und elektronischen Elementen, vor allem aber verstehen sie etwas davon, potentielle Ohrwürmer zu kreieren. Bestes Beispiel: Der unglaublich coole Chorus in diesem Titeltrack ihres Debüts.

Weathers - Poser
2018 / Indie-Rock
Ein lupenreines Indie-Rock-Album haben auch Weathers auf den Markt geschmissen, es ist wärmstens zu empfehlen. Vor allem Poser macht ungeheuer gute Laune. Gerade wenn es mal nicht so läuft, wie die Jungs im Refrain ja auch beschreiben, dann ist ihr leicht pop-punkig angehauchter Galgenhumor zum Abgehen und Mitsingen genau das richtige.

Sigrid - Sucker Punch
2018 / Electro-Pop
Ich mag Sigrid. Man tut ihr Unrecht, wenn man sie erst einmal als eine der vielen Pop-Nasen ohne Besonderheiten abstempeln will. Sie traut sich nämlich was und bricht mit bekannten Mustern, allein schon optisch ist sie weit weg vom klassischen Popstar. Manchmal ist sie musikalisch etwas gewöhnungsbedürftig, ihre neueste Single Sucker Punch gefiel mir auch nicht sofort, aber früher oder später reißt einen ihre Energie mit. Und wenn es noch eines Beweises bedarf, wie cool sie ist: Das Musikvideo ist klasse geworden.

The Blaze - Heaven
2018 / Deep House
Und auch der Deep House scheint in diesem Herbst ein kleines Comeback bei mir zu feiern. Nach den Singles im vergangenen Jahr wusste nun auch ihr Debütalbum Dancehall zu gefallen. Heaven ist wohl eines der simpleren Stücke, das erst im letzten Drittel seinen ganzen Zauber entfacht. Ein Finish, das mich in Teilen an die besten Zeiten der Kalkbrenners erinnert. Und auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Auch dieses Video ist Kunst.

Lil Peep, XXXTENTACION - Falling Down
2018 / Hip-Hop, Pop
Dass dieser Song derzeit chartet, liegt vor allem am Ableben der beiden Protagonisten. Lil Peep habe ich leider viel zu spät für mich entdeckt, hier zeigt er meiner Meinung nach am besten, dass er ein verdammt talentierter Musiker mit dem richtigen Gespür für melancholische Hooks war. Im (bis zu diesem Jahr unveröffentlichten) Original war der Track, der damals noch Sunlight on your Skin hieß, eine Kollaboration mit ILoveMakonnen und unterscheidet sich nicht gravierend. Ich habe mich jetzt für die Chart-Version mit XXXTENTACION entschieden, der mir als Feature-Part irgendwie besser gefällt.