Songs des Monats: AUGUST 2018

Der letzte "richtige" Sommermonat lässt sich musikalisch wieder mal kaum auf einen Nenner bringen. Außer, dass sie viel brandneue Musik enthält, mit zwei Ausnahmen ;)

2001 / Pop-Rock
Stillness of Heart ist so einer dieser tadellosen Songs, bei denen jeder Ton sitzt, jedes Schlagzeug,  jedes Gitarrenriff exakt an der richtigen Stelle steht. Es ist eine Hymne, eine Hymne an den Seelenfrieden, den wir alle hin und wieder brauchen - wenn man so will, ist es also ein geistiger Bruder von Reborn. Unwiderstehlich sind auch das schwermütige Tempo und - natürlich - die geniale, atmosphärische Stimme von Lenny Kravitz, den ich im Laufe dieses Sommers komplett für mich wiederentdeckt habe.

Wolf Alice - Silk
2015 / Alternative
Jahrelang fiel es mir schwer, DIE eine Lieblingsband zu definieren, doch dann kamen Wolf Alice. Es ist einfach nur beeindruckend, wie sie in jeder Situation genau den richtigen Ton treffen und mich immer wieder überraschen, obwohl man meinen müsste, dass ich sie inzwischen in- und auswendig kenne. Silk, zum Beispiel, war für mich monatelang ein nettes Stück Melancholie mit einem tollen euphorischen Schlussspurt. Seit August ist es für mich mehr als das, sowohl ein Fanal des Aufbruchs, als auch ein unvergesslicher Song über unerfüllte Sehnsüchte. Dass sie dies zusammenbringen können, macht diese Band für mich so großartig.

2018 / Indie-Rock
Ein frecher Songtext und eine unglaublich charismatische Sängerin mit der rotzigsten Janis-Joplin-Stimme, das ist grundsätzlich schon mal ein gutes Rezept für einen echten Indie-Kracher. In nicht mal zweieinhalb Minuten bringt es Jade in Uh Huh mit süß-saurer Genugtuung auf den Punkt und besingt einen Ex, der sich von seiner neuen Herzdame kräftig unterbuttern lässt. Ein bisschen fies vielleicht, aber herrlich überzogen und erfrischend ehrlich.

2018 / Indie-Rock
Auch LAUREL ist mit einer einzigartigen Stimme gesegnet, die Soul und Melancholie vereint. Im Frühjahr hat die Single-Auskopplung Lovesick sie bereits in mein Blickfeld gerückt, doch das ganz große Highlight ihres Debütalbums DOGVIOLET ist definitiv Same Mistakes. In dieser kraftvollen Rock-Nummer über verkorkste Liebe und Eifersüchteleien weiß sie die Verzweiflung ihrer Stimme glanzvoll als eine ganz große Stärke zu nutzen - alleine dieser phänomenale Refrain, wow!

2018 / Pop-Punk
Ich bin sehr glücklich, dass meine Pop-Punk-Geheimtipps ihrem guten Debüt Better Weather (2016) nun einen gelungenen, noch besseren Zweitling folgen ließen. Auch Love and Loathing enthält mit Moving Boxes diesen einen Track, der alle anderen überstrahlt. Dabei ist's einfach, wie effektiv: Im sommerlichen Gewand rocken sich die drei Australier durch ein perfekt mitsingbares Stück, das zwar nicht ganz so temporeich daherkommt, wie Voldemort vor zwei Jahren (vielleicht auch ein bisschen melancholischer, denn es ist schließlich ein Trennungssong), der aber nicht minder viel Spaß macht.

2018 / House
Eigentlich können wir gleich nochmal in den Juli 2016 zurückreisen: In den Playlisten dieses Sommers findet sich nämlich auch ein Song namens Nevada wieder, hinter dem der EDM-Produzent Vicetone steht. Obwohl meine stärksten House-Phasen schon etwas länger zurückliegen, feiere ich seine Musik beinahe immer ab. Nun hat er sich mit Walk Thru Fire zurückgemeldet, einem Song, der - das muss man zugeben - zumindest in der Machart doch deutliche Parallelen zu Nevada aufweist. Das war's aber auch. Viel mehr lebt Walk Thru Fire von motivierenden Worten und grenzenlosen Optimismus. Augen zu und genießen bitte!

2018 / Indie-Pop
Ja, dieser Song mit dem langen Titel ist unheimlich schön anzuhören, entspannt und irgendwie gemütlich. Doch es sind die Lyrics, die mich - einen grundsätzlich sehr verkopften Menschen - hier so komplett in den Bann gezogen haben. Es geht um Zukunftsängste und um Konflikte mit Eltern und Großeltern, die es früher vermeintlich einfacher hatten - Themen, die einfach jeder Twentysomething kennt. IDER regt zum Nachdenken an und bleibt zum Glück nicht an der weinerlichen Oberfläche; sie geht tiefer, wechselt die Perspektive, arbeitet mit Zitaten und hebt grundsätzliche Missverständnisse zwischen den Generationen hervor. Hörenswert!