Music Timeline: JUNI 2018

Hat meine musikalische Entdeckungsreise im Mai doch etwas stagniert, so kehrt im Juni der helle Wahnsinn zurück. Bunt zusammengewürfelte, durchweg grandiose Tracks, die den Sommer aber mal sowas von prägen werden. Here we go.

Genre: Pop-Punk
Jahr: 2018
JA! Völlig unerwartet bescherte uns All Time Low einen neuen Song, der so sommerlich-euphorisch klingt, dass man ihnen das doch eher schwache Last Young Renegade vom vergangenen Jahr sogleich verzeihen möchte. Die unerschütterlichen Gitarrenriffs erinnern an die einstigen Glanzpunkte von All Time Low und kommen allgemein mit einer Menge 2000er-Nostalgie daher. Klar, das Rad wird nicht neu erfunden und textlich hat man selbst im spaßfixierten Pop-Punk-Genre schon deutlich Besseres gesehen, aber für ATL ist es trotzdem ein Schritt in die richtige Richtung. Fetzt!

Genre: Indietronic, Electro-Pop
Jahr: 2018
Ich mag weird, ich mag abgespaced und crazy, weshalb Confidence Man, eine vierköpfige Indie-Newcomer-Band, mit ihrem eingängigen Mix in mein Blickfeld rutschen mussten. Auf ihrer Debüt-Platte reiht sich ein bunter Party-Track an den anderen und stets bewegen sich die Australier fernab jeglicher Ernsthaftigkeit. Der Balanceakt zwischen abgedreht und anstrengend gelingt ihnen nicht immer, aber wenn, dann können so fabelhafte Sommer-Tracks wie Out the Window wochenlang im Ohr bleiben. Der Video-Clip ist cringy as fuck, doch musikalisch ist das ganz großes Indie-Pop-Kino, das an das Schaffen von Primal Scream oder auch Fatboy Slim erinnert. My oh my, möchte man da singen, bitte einmal den Kopf ausschalten und genießen.

Vodoo and the Crypts - Off My Mind
Genre: Indie-Rock, New Wave, Britpop
Jahr: 2018
Obwohl dieser Song erst seit ein paar Tagen in meiner Rotation ist, spüre ich doch, dass er mir noch sehr, sehr wichtig werden könnte. Dieser Vibe erinnert mich an die Stone Roses, oder auch an träumerische, beinahe hypnotische Nummern aus der Glanzzeit des Britpop.

Nothing But Thieves - Soda
Genre: Alternative
Jahr: 2017
Es ist mir ein Rätsel, wie ich diesen Song von ihrer letztjähriges Platte Broken Machine übersehen konnte, aber damals war ich wohl vor allem auf der Suche nach den lauten, emotionalen Rock-Nummern, zu denen Soda nicht gehört. Soda ist leiser, mit einer deprimierenden, wie simplen Botschaft: Mein Leben kotzt mich an. Es gibt Phasen, da will man in solche Stücke hineinfallen und sich tragen lassen. Plötzlich sind sie da und wirken wie ein alter Freund, der dich immer versteht. Als unerwartet netter Begleiter in der kürzesten Nacht des Jahres - die ersten Vögel sangen wieder und die Gedanken an die Zukunft spielten verrückt -   konnte diese sanfte Nummer mir irgendwie Kraft geben, Trost spenden. Zeit, Danke zu sagen.

St. Vincent - Fast Slow Disco
Genre: Electro-Pop
Jahr: 2018
Auch hier muss man auf ein Album des letzten Jahres schielen: MASSEDUCTION von St. Vincent. Das Original Slow Disco war mir da nämlich so gar nicht aufgefallen. Im Nachhinein dumm, denn inzwischen weiß ich auch diese Ballade zu schätzen. Es brauchte aber erst ein Robyn-eskes Disco-Pop-Arrangement, um mir die pure Genialität dieses Songs so richtig vor Augen zu führen. Auch wunderschön, wie sie das Thema dieses Songs in einem Interview zusammenfasste: "It’s about how the life you’re actually living and the life that you should be living are running parallel, and how one haunts the other." Stark!

Tancred - Underwear
Genre: Indie-Rock
Jahr: 2018
Eine klassische Zufallsentdeckung ist diese junge Dame aus Minnesota. Tancred, bürgerlich Jess Abbott, war mal Mitglied der Band Now, Now, falls euch das was sagt, mir bisher nichts. Ihr brandneues Solo-Album Nightstand hat's irgendwie in meine Spotify-Empfehlungen gespült und wirkt erst einmal so unscheinbar, leicht zu übersehen, doch wenn man sich Zeit nimmt, steckt es voller tiefgehender, auch mal ungemütlich-schöner Gitarrenmusik. "She's been pullin', she's been pullin' my strings" singt sie auf Underwear und der Mix aus erhellenden Vocals und schweren Gitarren klingt so frisch und schön, dass er nicht sofort aus dem Ohr geht. Für mich ist es der stärkste Track des Albums, klare Empfehlung!

Miles Kane - Loaded
Genre: Alternative
Jahr: 2018
Zu den am meisten antizipierten Alben des Jahres würde ich Coup de Grace von Miles Kane zählen und ich muss sagen, bisher bin ich ausgesprochen neugierig. Loaded ist die erste Single-Auskopplung und wartet mit smoothen Riffs und unwiderstehlich coolem Gesang auf, der nahtlos an Kanes bisheriges Schaffen anknüpft. Sie ist zudem das Ergebnis einer ungewöhnlichen Kollaboration und wurde von Lana Del Rey und Jamie T mitgeschrieben. Dass Loaded der einzige Track auf dem Album sein wird, der in diesen gemeinsamen Studio-Sessions entstand, ist schade (ich meine ... LANA!). Da Kane das aber damit begründete, dass der Stil auf Coup de Grace "zu wild" sein wird, kann ich das verschmerzen und freue mich aufs Release.

Penguin Prison - Never Gets Old
Gerne: Indie-Rock
Jahr: 2015
Ein Indie-Song, der einem erstmal ein bisschen absurd erscheint mit seinem kindlich anmutenden Beat, bevor man dann merkt, dass genau das den Charme ausmacht. Wenn Chris Glover zum Refrain ansetzt, scheint die Sonne und man kann nicht anders, als zu grinsen und mitzusingen: "Something better might be coming" - ich hoffe doch, Chris, ich hoffe es wirklich.

Music Timeline: MAI 2018

Ein komischer Monat. Irgendwie gab es nur wenige Songs, die mich komplett mitgerissen haben und denen ich zutraue, auch länger noch in meinen Playlists zu bleiben. Darüber hinaus war der Mai ungewohnt pop-lastig, wie mir jetzt am Ende bewusst wird. Egal. Ehre wem Ehre gebührt:

Genre: Dance-Pop
Jahr: 2016/18
Justice werde ich für immer mit dem phänomenalen D.A.N.C.E. verbinden; zu viele geile Erinnerungen hängen an diesem Song. Schon komisch, dass ich mich sonst kaum für die Band interessiert habe. Eher durch Zufall bin ich über Stop gestolpert, das diesen Monat als Live-Snippet der Tour fürs Radio neu veröffentlicht wurde. Ich finde diese Version etwas geschmeidiger als das Original von ihrem 2016er Album, doch eigentlich ist das völlig egal, denn das Herzstück dieses Songs ist der phänomenale Chorus - eine Hymne für Hedonisten, gesungen von einem .. Kinderchor? Moment mal, kennen wir das nicht schon? YES! Irgendwie ist Stop der kühle, entspannte Zwilling von D.A.N.C.E. - und ich möchte mich ganz sicher nicht beschweren.

Genre: Pop-Rock, Dance-Pop
Jahr: 2018
Der hartnäckigste Ohrwurm stammt von der Pop-Rock-Gruppe Eliza and the Bear. Auf Real Friends werden sie ein bisschen tanzbarer, vielleicht auch ein bisschen austauschbarer, aber manchmal braucht man eben nicht mehr, als den gewissen Groove und einen eingängigem Text. Man möchte schweben, heulen, feiern, alles zusammen. Ein schöner Track, dem leider noch eine nette YouTube-Version fehlt - aber Spotify hilft ;)

Genre: Pop-Rock, Indie-Rock
Jahr: 2017
Diesen Track kenne ich schon etwas länger und er wird mit jedem Hören besser. Harrison Kipner erzählt eine bittersüße Trennungsgeschichte und das auf so charmante Art und Weise, dass man jedes Mal hofft, sie würde besser ausgehen. Tut sie nicht. Vielleicht auch ganz gut. Denn wenn der sanfte Acoustic-Part nicht von schweren Gitarren und einer immer wütenderen Stimmlage abgelöst werden würde, fehlte ganz sicher etwas. Durchaus ein Künstler, den man mal im Auge behalten sollte.

Genre: Hip-Hop, Pop
Jahr: 2018
Manchmal überrasche ich mich selbst damit, wie sehr mir Chart-Musik doch gefällt. Dieses Jahr ist es die von mir so verschmähte Rap-Musik, die den besten Eindruck hinterlässt, ich denke da an Drake, Childisch Gambino - und Post Malone. Psycho war schon gut, doch was er auf Better Now abzieht, gefällt mir noch ein Stück mehr. Es ist ein wütender Rant gegen all die schlechten Vibes des Lebens, melancholisch zwar, aber doch motivierend as fuck. Abschalten, mitsingen!

Genre: Synth-Pop
Jahr: 2018
Ich habe lange überlegt, aber okay, fuck it, ich packe noch zwei Songs von der neuen CHVRCHES-Platte drauf. Ich habe am Release-Tag auf Twitter ein bisschen über Love is Dead abgelästert und insgesamt bleibe ich bei meiner Haltung: Die Gruppe um Lauren Mayberry kann so, so viel mehr. Diese zwei Tracks gehen mir aber seitdem auch nicht mehr aus dem Kopf. Graves, weil es diesen unbekümmerten Go-for-it-Appeal hat, den mir die Singles allesamt nicht vermitteln konnten und ...
... Heaven/Hell, weil der Beat von einem dermaßen schönen, fast schon magischen Feeling lebt, das an frühere CHVRCHES-Songs erinnert, der Song im Allgemeinen unfassbar eingängig ist, und mit einem klitzekleinen Detail aufwarten kann - im letzten Chorus singt Lauren "or is this hell" eine Oktave höher -  das mir eine Gänsehaut bereitet, wie nur ganz, ganz wenige andere Musik-Momente des bisherigen Jahres.