Music Timeline: DEZEMBER 2016

Die gesamte Music Timeline gibt es hier.

Die Songs am Jahresende haben es oft nicht leicht. Sie gehen manchmal im sehnsüchtigen Rückblicks-Gewusel unter und gehören damit zum alten Jahr gar nicht mehr so richtig dazu. Jedoch ist das in dieser Timeline ziemlich egal. Als Hintergrundmusik von Nostalgie und Vorfreude eignen sich diese Songs allemal.

Dua Lipa - Be The One
Jahr: 2015
Genre: Pop
Es gibt sie noch, die wirklich talentierten Pop-Sängerin, die es auch trotz Mainstream-Erfolgen schaffen, Musik mit Herz zu machen. Dua Lipa lieferte einen der schönsten Hits des Jahres, dessen Zauber auch nach dem x-ten Airplay nicht verschwinden will. Ihr darf gerne die Zukunft gehören!

Norah Jones - Happy Pills
Jahr: 2012
Genre: Soul, Pop
Na-na-na-na ... Es beginnt mit einer Melodie direkt aus dem Paradies. Ein Lied, bei dem der Name Programm ist; entdeckt bei einer abendlichen Norah-Jones-Session, die stundenlang andauerte, weil ich manchmal, einmal angefangen, von ihrer beruhigenden Stimme einfach nicht genug bekomme. 

NAATIONS - Kingdom 
Jahr: 2016
Genre: Indietronic
Wie viele Leute kennen dieses Lied, ja, diese Band? Es dürften nicht viele sein. Dass ich dazugehören darf, liegt einmal mehr an Spotify und seinem Mix der Woche. Zum Glück, denn ohne die rotzige Coolness dieses Songs wäre der Dezember musikalisch um einiges langweiliger gewesen.

Genre: Pop
Als die Jahresend-Listen für die besten Chartsongs des Jahres erstellt wurden, sprang mir dieses Lied desöfteren entgegen. Und zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass ich Kill 'Em With Kindness irgendwie ... nie so wirklich gehört hatte, vielleicht auch vergessen. Es war ein großer Fehler.

P!nk - Dear Mr. President
Jahr: 2006
Genre: Pop, Singer-Songwriter
Es traf mich beim Karaoke in meiner Lieblings-Bar. Ganz am Ende dieses so verrückten Jahres sang jemand diesen Anti-Kriegs-Hit der Bush-Ära und löste Gänsehaut aus, denn jetzt, zehn Jahre später, ist die Welt nicht friedlicher. Im Gegenteil, mit dem neuen Mr. President ziehen neue dunkle Wolken heran und P!nks Worte sind aktueller denn je.

Jahr: 2016
Genre: Indie-Pop
Ich hab 'ne Schwäche für emotionale Indie-Pop-Balladen, ganz besonders am Jahresende. Summer Rain kreuzte also zur genau richtigen Zeit meinen Weg, aber der Funke wäre wohl auch im Sommer übergesprungen. So, genau SO geht Gefühl!

Jahr: 2016
Genre: House
Dass Vicetone meine absolute Nr. 1 im House-Bereich sind, dürfte in meiner Music Timeline bereits deutlich geworden sein. Ihr brandneuer Song Landslide schließt sich daran nahtlos an. Mit Hilfe der Indie-Pop-Gruppe Youngblood Hawke liefern sie den nächsten Beweis, dass ihre kleine Stiländerung der Qualität ihrer Musik nicht geschadet hat.

Mein Jahr 2016 - Musikalisch

So hört es sich also an, mein 2016. Ein kompliziertes Jahr mit unendlich vielen verzweifelten Momenten, aber – und das möchte ich betonen – für mich persönlich auch vielen guten. Querbeet durch die Genres, größtenteils aktuell, aber auch mit einigen Klassikern, Neu- und Wiederentdeckungen. Viel Spaß!


Platz 1: »Believe« – The Bravery
And I need something more to keep on breathing for – so give me something to believe
Ein Lied, bei dem ich an Regen denke. Vielleicht trauriger, als das Jahr tatsächlich war. Doch genauso emotional, genauso mitreißend. Gib mir etwas, woran ich glauben kann, heißt es frei übersetzt im Text. Und damit ist es im so aufwühlenden 2016, in dem mein Weltbild mehr als einmal erschüttert wurde, indem plötzlich nichts mehr selbstverständlich war, ein würdiger Titel-Song.

Platz 2: »Worse Than This« – Zebrahead
I know things are getting better, when I stop looking out of a broken window
Ein würdiger Titel-Song wäre auch dieser Pop-Punk-Track aus dem Jahr 2015 gewesen. Dieser blickt viel hoffnungsvoller nach vorne, wenngleich mit 'ner Menge Zweckoptmismus. Schlimmer kann es nicht werden. Ich sollte aufhören, immer nur das Schlechte zu sehen. Und damit haben die Jungs von zebrahead recht gehabt. Einfach mal abrocken, das Drumherum vergessen und das Leben genießen – auch das war 2016.

Platz 3: »Animal« – Miike Snow
I change shapes just to hide in this place, but I'm still, I'm still an animal.
Der treibende, melancholische Beat dieses Indie-Tracks von 2009 war ein treuer Begleiter dieses Jahres. Für mich klingt er immer ein wenig so, als würde er sagen wollen: „Es muss halt irgendwie weitergehen.“ Ich hatte in den vergangenen Monaten oft genug ziemlich belastende Momente, sehr darke Phasen, die oft damit zusammenhingen, dass ich mich in bestimmten Menschengruppen nicht wohl gefühlt habe. Es fiel mir schwer, mir das einzugestehen, doch als ich es tat, ging es mir besser.

Platz 4: »It's A Lot« – The 88

2016 – das war auch irgendwie ein sich ewig hinziehender, leiser Abschied. Abschied von bestimmten Leuten sowie das nahende Ende der Bachelor-Zeit. Umgekehrt aber eben auch die Vorfreude auf neue Aufgaben. All das höre ich aus diesem ungemein positiven Song heraus, den ich zufällig entdeckte, als ich grade ein wenig im Bachelorarbeits-Stress unterzugehen drohte. Gutes Timing, würde ich sagen.

Platz 5: »Voldemort« – With Confidence


Mit Blink 182, Sum 41 und Green Day feierte der Pop-Punk dieses Jahr ein ziemlich krasses Comeback, doch auf den Thron schaffte es meiner Meinung nach eine komplett neue Band: With Confidence. Voldemort ist mein Lieblingssong von ihrer Debüt-Platte und einer der hartnäckigsten Ohrwürmer meines Jahres.
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Platz 6 bis 100 folgen auch noch, allerdings mit kürzerer Erläuterung ;)

Mixtape #6


Ich mag den Herbst. Der kleine Außenseiter unter den Jahreszeiten kann ungemein kalt, windig, melancholisch sein - aber zugleich eben auch "golden". Alles färbt sich, alles blickt schon mal vorsichtig zurück. Eine spannende Zeit.  
Nun ist der Sommer temperatursmäßig noch lange nicht weg, und ich will ihn weiß Gott nicht los werden. Aber dieses Mixtape schlägt schonmal eine kleine Brücke in den Herbst und sagt so ein wenig Goodbye. 

Demut und Melancholie, das spiegelt sich auch in den Songs wieder: Die neue Jimmy-Eat-World-Single Sure und Certain ist ein richtig hartnäckiger Ohrwurm, bei dem man nicht so recht weiß, ob man glücklich oder traurig sein soll, Das neue Album kommt übrigens genau wie die neue Scheiben von Green Day und Sum 41 im Oktober - ich bin gespannt. 
Where is the Love war immer schon eines meiner Top 3 Lieblingssongs der Black Eyed Peas. Die Botschaft ist einfach zeitlos und wichtig, Umso begeisterter war ich, als ich vom Remake hörte. Klar, diese Version ist erstmal verdammt ungewohnt, nicht so powervoll wie das Original, im Vergleich vielleicht etwas langweilig. Doch ich finde, dass diese gewisse unsichere Zurückhaltung dem ganzen eine spezielle Note mitgibt. Und ja, natürlich muss man solche Charity-Aktionen nicht unbedingt feiern, doch mal ernsthaft ... das hat nix mit diesem peinlichen Band-Aid-Ding zu tun. Das hier hat Stil.
Wir bleiben ruhig. Blessings von Chance The Rapper chillt hart, während es bei Wake Up von Joss Stone - die ich by the way nur empfehlen kann, die Frau ist Bombe - eher soulig und funky wird. Generell bin ich grade ziemlich auf einem Soul-Trip hängen geblieben, liebe diese phänomenalen, kräftigen Stimmen. Auch Perfect. von Earl St. Clair und Bibi Bourelly geht in diese Richtung, und scheint schon mal perfekt in den nahenden Herbst zu passen.
Eine große Stimme hat auch Chloe Demetria. Der noch ziemlich unbekannte Electro-Track Diamond Floor, gemeinsam mit Stereowave, hätte eigentlich alles, um ein dicker Hit zu werden. Für meine ganz persönlichen Charts reicht's auf jeden Fall ...
Ein klein wenig Indie-Rock darf aber auch diesmal nicht fehlen: Sunshine von Jef Joslin ist geil, weil beschwingt, poppig und unbekümmert. Und bei Waiting On You von Vista Kicks bin ich wie selten zuvor auf diesem einen perfekten Gitarrenriff hängengeblieben. 

Mixtape #5



Ich glaube, dies ist auf diesem Blog bisher der mit Abstand bunteste Mix, durchweg launig - da dürfte echt für jedes Ohr etwas dabei sein. Aber tauchen wir mal ein.

Mit Mixtape 2003 landete erst vor wenigen Tagen ein Lied in meinen Listen, dass einfach alles hat: gut gelaunter Alternative Rock mit einer eingängigen Melodie (ohne aber ins Verspielte abzudriften, es bleibt gelassen) und Lyrics, die es an die ein oder andere Zimmerwand kreativer Indie-Nerds schaffen könnte: "You and your mistakes, me and my mixtapes, nothing's gonna change the way I feel" - Wohoo!
House-lastig wird es - wieder mal - mit Vicetone. Die Niederländer bleiben einfach eine meiner liebsten DJ-Kombos, auch wenn ihr neuer Song Anywhere I Go gar nicht mal so hart ins Partyrohr bläst. Grade das macht ihn so großartig - der lockere, bewegungsfreudige Beat, und die Vocals bleiben einfach im Ohr.
Habt ihr schon "Pets" gesehen? Falls nicht: Gönnt euch, er ist unfassbar witzig (aber ich bin halt auch kein Film-Experte ...). Falls doch, dann hoffe ich, dass euch der soulige Schluss-Song genauso wie mir sehr, sehr gefallen hat. Es handelt sich um Lovely Day, aus dem Jahre - warte, lasst mich schnell nachgucken - 1977. Und selten hat ein Titel besser gepasst: Mehr Glückseligkeit kann man nicht in vier Minuten packen, als es Bill Withers hier tut.
Auch Mathisyahu kann Glückseligkeit auslöses, allerdings auf ganz andere Weise.  Der Reggae-Künstler gehört zu den entspanntesten, genialsten, soll heißen tüte-kompatibelsten Typen, die ich - neben Bob Marley natürlich - je gehört habe. Wenn ihr ihn noch nicht kennt, lasst euch von Love Born mitnehmen, und checkt ihn unbedingt ab.
In der zweiten Hälfte landen wir dann eher bei den "altbekannten" Genres. Hey Violet verbeiten mit Pure eine ganz eigene Atmosphäre. Das gar nicht mehr sooo neue Digitalism-Album Mirage hat es erst jetzt in mein Blickfeld geschafft, und mir gefällt es verdammt gut. The Ism ist dabei ein irgendwie kaum zu definierendes Electro-Highlight, dass ich am ehesten mit dem Wor "Konfusion" betiteln möchte. Born Ready (Halogen Mix) von Disco Fries ist bester House mit einer sommerlichen Note, die die kalten Tage zuletzt etwas erträglicher gemacht hat. 
Zum Schluss darf Grouplove nicht fehlen. Im September veröffentlichen sie ihr drittes Studio-Album, und die zweite Single Do You Love Someone ist Indie-Pop voller Energie, bei dem ich einfach nur mitbrüllen möchte. Ich freue mich auf den Rest der Platte, denn auch die erste Single ist ziemlich gut gelungen.

Warum ich nicht mehr trinke

Ich trinke keinen Alkohol mehr. Seit meinem Geburtstag, also jetzt seit knapp einem halben Jahr, versuche ich so weit es möglich ist, auf sämtliche Spirituosen zu verzichten. Das soll jetzt hier keine Tirade gegen die böse, böse Volksdroge sein, sondern viel mehr eine kleine Selbstreflexion. Vor allem war (und ist) das nämlich ein Experiment.

Die Vorgeschichte

Alkohol ist in unserer Kultur fest verankert, und natürlich bin ich auch in meiner Jugendzeit wie selbstverständlich mit sämtlichen Zeugs in Berührung gekommen. Ich war schon immer etwas … vorsichtiger. Hab mich nie ins Koma gesoffen, hatte aber doch die ein oder andere Eskalation. Ich kenne Leute, die können regelmäßig Unmengen trinken, und es passiert nix. Ich bin hingegen einer, der nicht allzu viel für 'nen Filmriss, 'ne Nacht über der Kloschüssel und 'nen Brummschädel braucht. Ich hab's mir dann irgendwann angewöhnt, nach dem Konsum vorm Einschlafen immer 'nen Flasche Wasser zu trinken, und damit war das Problem halbwegs beseitigt. Nicht aber auf Dauer - Es gab immer wieder Phasen, wo ich häufiger auf Partys ging und dementsprechend öfter getrunken hab. Ich selbst hab für mich dann immer wieder festgestellt, dass auch das abendliche Wassertrnken nicht mehr geholfen hat. Besonders unschön ist sowas, wenn das kombiniert mit Stress im Alltag und leicht depressiven Phasen auftritt, wie bei mir zu Beginn des Jahres. Es gibt kein beschisseneres Gefühl dieser Welt, als komplett fix und fertig im Bad zu hängen, und zu denken: Ich hab mein Leben nicht im Griff. Ihr kennt das. Vielleicht.

Nach meinem Geburtstag Ende Januar beschloss ich deshalb: Ich brauche mal 'ne Pause. Also nahm ich mir vor, bis zum Ende der Semesterferien nichts zu trinken. Und das tat ich dann. Ich nahm zweieinhalb Monate lang keinen Tropfen Alkohol zu mir. Und das war die vielleicht beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

Die Erkenntnisse

Punkt 1: Ich konnte mich an die Nüchternheit gewöhnen.

Die Allgegenwärtigkeit des Alkohols ist wahrscheinlich der Punkt, der jeden erstmal abschrecken wird: Eine chillige Runde in der Bar mit Freunden – ohne Bier? Feierngehen und Abtanzen – ganz ohne Shots? Gruselig, ich weiß. Und es ist nicht so, dass das von ein aufs andere mal klappt. Natürlich ist es verdammt ungewohnt, und wirkt vielleicht auch etwas befremdlich, wenn um dich herum alle angeheitert sind. Doch erstens legt sich das mit der Zeit sowieso, und zweitens ist eine andere Frage viel wichtiger: Ist es nicht absolut bescheuert, dass man Substanzen - die einem offensichtlich nicht gut tun - braucht, um lockerer zu werden? Dieser Fakt hat mich 'ne ganze Weile nicht losgelassen. Für mich stand fest: Ich will locker sein, ohne was zu trinken.

Und das geht auch, man braucht nur eine Weile, um sich einzugrooven, besonders wenn man eher ein introvertierter Mensch ist, wie ich. Und ganz ehrlich: Die anfänglichen Hemmungen hatte ich nicht, weil ich nichts getrunken habe, sondern viel mehr, weil ich mir genau das ständig vor Augen führte und meinen eigenen Zustand ständig hinterfragte. Alkohol ist schlicht 'ne Gewöhnungssache. Irgendwann kann es auch eine Selbstverständlichkeit, nichts zu trinken. Das braucht eine gewisse Zeit, ich weiß. Und im Grunde hat das ganze nicht sooo viel mit Lockerheit zu tun, sondern verdammt viel mit dem eigenen Selbstbewusstsein.

Punkt 2: Ich liebe Kontrolle und bin gelassener geworden.

Die Regel lautet ja eigentlich: Wenn man trinkt, ist man selbstbewusster. Falls dem so ist, dann bin ich wohl eine Ausnahme.
Ich hab für mich festgestellt, dass ich selbstbewusster bin, wenn ich – und das klingt jetzt bestimmt voll bescheuert - aus einer gewissen Kontrolliertheit agieren kann. Ich liebe Kontrolle. Ich mag's einfach, mich voll und ganz im Griff zu haben, fühle mich sicherer und souveräner. Wohingegen der Alkohol einerseits natürlich das mit der Kontrolle etwas schwierig macht, und andererseits - sofern ich mich nicht komplett abschossen habe – immer auch ein wenig Paranoia verursacht hat. Ich fühlte mich angreifbarer, hatte Angst – konnte das allerdings wesentlich besser verstecken.

Ich würde sagen, eines meiner größten Probleme ist mein Tick, zu viel über alles und jeden nachzudenken. Das konnte ich im betrunkenen Zustand tatsächlich oft leichter ausblenden - aber eben auch nicht immer. Und außerdem muss auch die Frage erlaubt sein: Sollte ich dieses Problem verdammt nochmal nicht lieber ohne Alkohol lösen?
Während meines Verzichts war ich also genau dazu gezwungen. Und gleich mal komplett verwirrt: Wie soll das denn gehen? Ich will kontrolliert sein, um selbstsicherer zu sein, gleichzeitig aber auch lockerer werden? Natürlich klingt das im ersten Moment völlig widersprüchlich. Dabei finde ich, dass die Begriffe „Kontrolliertheit“ und „Lockerheit“ durchaus auch zusammenpassen. Oder wie definiert ihr „Gelassenheit“? Ich finde, das trifft es nämlich am meisten: Locker zu sein, den Kopf frei zu haben – ohne aber allzu extrem aus der Haut zu fahren. Ich habe in dieser Zeit ganz automatisch eine Gelassenheit entwickelt, die ich so von mir selbst noch nicht kannte. Auch das hat eine Weile gedauert. Aber es hat sich gelohnt.

Punkt 3: Ich bin ehrlicher und direkter geworden.

Noch so 'ne These: Im betrunkenen Zustand ist man am ehrlichsten. Und allmählich kommen wir zu den Punkten, die mich wirklich wütend machen. Ich meine, was ist denn das bitte für 'ne Weisheit?
Das einzige, was hier ja wirklich offenbart wird, ist die Tatsache, dass wir zu feige sind, bestimmte Dinge im nüchternen Zustand auszusprechen. Und einmal mehr kommt die Frage auf: Wäre es nicht viel geiler, auch ohne Alkohol direkter und ehrlicher zu sein – nur mit dem erfreulichen Extra, dass man wenigstens weiß, was man sagt?

Das ist auch der Punkt, an dem ich selbst noch am meisten arbeite. Nicht alles hat bisher so optimal geklappt, aber ich denke, dass ich da schon irgendwie hinkomme. Selbstverständlich nüchtern.

Punkt 4: Alkohol verstärkt meine Stimmung – positiv wie negativ.

Nüchtern feiern zu gehen ist nicht immer ganz der Burner, muss ich zugeben. Oft gehen mir die Menschen ziemlich auf den Geist, manchmal ist die Musik völlig beknackt, und manchmal bin ich auch einfach nicht gut drauf. Allerdings ist das betrunken nicht viel anders.

Da ist es aber so, dass mein Gemütszustand noch zusätzlich verstärkt wird. Klar, wenn mal alles passt und wirklich alles gut ist, dann habe ich betrunken den größten Spaß ever, und ja, dann ist es witziger als nüchtern. Aber auch nur dann. Und ein ganz wichtiger Punkt gleicht das alles wieder aus: Ich krieg nüchtern das Gute viel besser mit, kann's besser genießen, und erinnere mich besser dran.
Wenn ich mir hingegen schon etwas „schön trinken“ musste, ist der Abend erst recht in die Hose gegangen. Ganz zu schweigen von schlechter Laune und damit einhergehenden depressiven Gedanken. Das wiederum ist alkohol-los nicht so fatal. Da war's dann halt einfach mal ein etwas lamer Abend, nicht mehr, nicht weniger. Dann schaue ich in mein Portomonnaie, sehe, dass ich wenigstens nicht so viel ausgegeben habe, und dann ist es auch okay.

Punkt 5: Ich mag nicht, wie die Gesellschaft damit umgeht.

Leben und leben lassen. Jeder kann trinken wie er will. Ich verurteile niemanden, der sich jedes Wochenende besäuft. Wichtig ist nur – wie auch im Alltag - dass du kein asozaler Vollwichser bist. Dann komme ich mit dir zurecht.

Leider gibt es in unserer Gesellschaft viele Menschen, die das nicht verstehen. Das fängt bei Dorffesten an und hört bei Hauspartys auf. Ich will mich einfach nicht mehr dafür rechtfertigen müssen, dass ich nichts trinke. Wenn ich nicht will, dann will ich gar nichts, auch nicht„nur dieses eine kleine Bierchen“. Ich möchte in größerer Runde nicht dazu gedrängt werden. Ich zwinge ja auch keinen Vegetarier dazu, Fleisch zu essen, wenn's „nur dieser eine kleine Bissen“ ist.

Wenn ich mich selber einschätzen müsste, würde ich sagen, dass ich inzwischen unter Menschen nüchtern viel besser klarkomme, und mich auch wohler fühle. Ich kann's nicht ausschließen, dass ich auch mal wieder etwas mehr trinken werde, aber inzwischen denke ich eher, dass das mit dem Verzicht jetzt dauerhaft so sein wird. Ich habe einfach keinen Grund mehr.

Mixtape #4


Da schlägt mein Indie-Herz höher - nach den sehr elektronischen vergangenen Mixtapes geht es jetzt viel gitarrenlastiger zu. Ganz als erstes muss ich dabei einfach Jerry Williams erwähnen, von der gleich drei wunderbare Songs bei mir in Dauerschleife laufen. Entdeckt habe ich sie durch ihre neue Single, die gut gelaunte Indie-Pop-Nummer Mother. Dass sie aber auch eine viel tiefer gehende Seite hat, beweist ihre letzte EP aus 2015, von dem mir das Titelstück Cold Beer, sowie das zauberhafte (und ja, bei dieser Stimme ist dieses Wort absolut angebracht) Boy Oh Boy am meisten im Gedächtnis geblieben sind. Bin mega gespannt, was von der Britin in den nächsten Jahren noch zu hören ist.
Wenn wir schon bei grandiosen Stimmen sind: Kennt ihr Gabrielle Cilmi noch? 2008 war sie mit Sweet About Me in den Charts, und ist im Prinzip ein klassisches One-Hit-Wonder. Zumindest dachte ich das immer. Durch Zufall bin ich mal dazu gekommen, das damalige Album durchzuhören, und … damn, ich war komplett baff. Sie ist musikalisch super vielseitig und mit einem Bombensound gesegnet. Mein Lieblingstrack, das alternativerockige Terrifying stachelt einen einfach ungemein an, sich zu bewegen.
Zurück zum Indie-Pop. Barbarella von Fish Tank ist ebenfalls eine aufgeweckte Feel-Good-Nummer, während Gold Snafu von Sticky Fingers (eine Band, die man unbedingt näher abchecken sollte) die perfekte Mischung aus Ohrwurm- und Mitsing-Potential, sowie Entspannung mit sich bringt.

Ganz ohne Vertreter anderer Genres geht es aber wieder nicht: Moonbootica werfen mit ihrem Hear Your Love einen super eingängigen House-Track ins Rennen, während Neck Deep mit Rock Bottom den fast schon obligatorischen Punk-Rock-Tupfer setzen.

Mixtape #3


Der Sommer ist ausgebrochen! In meinem dritten Mixtape findet sich eine ganze Reihe an lebensbejahenden Ohrwürmern. Ganz oben steht dabei Like A New Love von Achtabahn und Beady, das ich in den vergangenen Tagen verdammt nochmal nicht aus dem Kopf bekommen habe. Hinzu kommt, dass es einfach bestens in die sommerliche Abendstimmung zurzeit passt. Doch das tun diesmal eigentlich alle Lieder - Some Kind Of Magic zum Beispiel ist ein fixes Electro-Brett von LVTHER und MYZICA (Dat names ey), das nur so vor Energie sprüht und mich zur Bewegung anregt. In die selbe Kerbe schlägt auch Vicetone, der sowieso einer der wenigen ist, die ich als einen meiner Lieblingskünstler betiteln würde. Seine neueste Veröffentlichung Nevada hat mich richtig gepackt und dafür gesorgt, dass auch sein älterees Zeug bei mir rauf und runterlief. So hat's auch Sirens, veröffentlicht im Frühjahr, in dieses Tape geschaft.
Ein Genre, was in meinen Listen bisher noch keine Rolle gespielt hat, ist Alternative Rap bzw Hip-Hop im Allgemeinen. My Holiday von Bryce Vine ist sogar schon knapp zwei Jahre alt, und stammt von seinem Album Lazy Fair. Sowohl der Song, als auch das ganze Album, laufen zurzeit häufig, und die Titel könnten auch verraten, woran das liegt ...
Put Your Money On Me ist eine starke Indie-Rock-Nummer von The Struts, die ich dadurch auch erst so richtig kennengelernt habe. Zwei Künstler, die schon länger bekannt sind, und in den vergangen Monaten neue Alben veröffentlicht haben, sind Eric Prydz und Kelly Clarkson. Collider ist Electro-House in Perfektion, während Kellys Nostalgic einen ganz eigenen 80s-Feeling mitbringt, und durch einen verdammt geilen Chorus glänzt,

Mixtape #2


Zuerst eine kleine Anmerkung: Ich hab jetzt nicht vor, für jede Ausgabe 'ne extra Playlist zu erstellen. Die Liste vom letzten Mal habe ich aber durch einen Screenshot ersetzt und denke mal, dass ich das jetzt immer so machen werde.

Mein hartnäckigster Ohrwurm der letzten Tage war Fall Together von The Temper Tramp ... ein intensiver, emotional angehauchter (gönnt euch mal die Acoustic-Version bei YouTube ... Daaaaamn) Alternative-Track einer Band, die eventuell sehr bald durchstartet. Auch Tobtok gehört zu den aufstrebenden Künstlern dieses Jahres und mag dem einen oder anderen geneigten House-Hörer schon ein Begriff sein - nun hat er mit Aber ein echtes Meisterwerk abgeliefert, das mich einfach nur flasht. Vor allem, wenn man die Geschichte dahinter kennt: Der DJ überwand eine Krebs-Krankheit, welche er hier musikalisch verarbeitet. Gänsehaut. Ähnlich emotional ist auch die Electro-Nummer Fortress von Illenium und Joni Fatora.
Sonst mag dem Hörer eventuell auffallen, dass ich grade seeehr auf 'nem Chill-Trip hängen geblieben, bin. Allem voran sind da Thomas Jack und Jasmine Thompson zu nennen, die mit Rise Up einen wahnsinnig guten Sommer-Vibe erwischen. Auch die beiden Remixe - Halogens Bearbeitung von Something To Live For und Tiny Tinys Take The Time - sind absolut radiotauglich, und haben erhebliches Ohrwurm-Potential.
Hinzu kommen zwei weitere Rock-Nummern: Die Indie-Legenden The Stone Roses haben nach Jahren eine neue Single mit dem Titel Beautiful Thing veröffentlicht, die über sieben chillige Minuten an die besten Zeiten den Britpop erinnert. Etwas härter und grad erst am Anfang ihrer Karriere sind die Australier von With Confidence - nicht nut ihr Hit Voldemort macht sie für mich zu einer der Pop-Punk-Entdeckungen des Jahres.

Mixtape #1


Ganz ehrlich: Als Pop-Punk-Addict ist dieses Jahr echt ein Genuss. Green Day sind wieder im Studio, Sum 41 kündigen ein neues Album an, während die neue Platte von Good Charlotte schon in den Startlöchern steht. Doch nichts, wirklich gar nichts, hat mich mehr elektrisiert als die Aussicht auf neuen Stuff von blink-182. Am 1. Juli war es soweit: California kam endlich raus, und was soll ich sagen: Ich bin alles andere als enttäuscht.
Natürlich, ohne Tom DeLonge fehlt leider die markanteste Stimme, und wirklich anspruchsvoll / erwachsener wird das Trio (ergänzt durch Alkaline Trios Matt Skiba) auch mit nun bald 40 Jahren nicht. Die vielen "ah ah" und "oh oh" können einem auch schnell auf die Nerven gehen, aber ganz ehrlich: I don't care! Es ist der alte Sound, den ich mir gewünscht habe. Speziell zwei Lieder haben es mir angetan: The Only Thing That Matters hätte so in der Form auch locker aufs Kult-Album Enema of the State gepasst, während Cynical die etwas darkere Seite des Blink-Spektrums bedient.
Dass Sum 41 in der selben Woche auch noch ihre erste neue Single veröffentlicht (Album kommt im Oktober) haben, ist halt einfach perfektes Timing. Auch Fake My Own Death ist ziemlich düster, doch das steht Sum 41 ja auch verdammt gut, wie vergangene Alben beweisen. Ich freue mich auf jeden Fall auf mehr!
Das war's aber auch schon von der rockigen Seite. Der Rest ist, das kann man schonmal zusammenfassen, ein buntes Electro-House-Pop-Kuddelmuddel, das keinem wehtut. We All Fall Down von A-Trak und Jamie Lidell hat echtes Sommerhit-Potential, doch ich persönlich mag diese - hier wird sie so betitelt - Jamie's Version noch viel mehr. Muskalisch ähnlich aber dennoch einzigartig ist Don't Keep Your Distance von Juni. Wer sich bei diesen Vibes nicht an den Strand träumt, hat irgendwas verkehrt gemacht. I Will Be OK von Flyboy ist mir als melancholisch-chilliger Sommersound genauso im Ohr geblieben wie Klingandes Losing U. Ein echter Chart-Hit hat's auch in meine Liste geschafft: This Girl, das Kungs aus einem jazzigen Sahnestück von Cookin' On 3 Burners (unbedingt auch das Original abchecken, es ist so feierbar!) gemischt hat - Ich glaube, keine Party in diesem Sommer wird ohne dieses Lied auskommen. 

Mein Pseudonym und Ich

Wer viel im Netz unterwegs ist, so wie ich, der wird im Laufe der Jahre einige Male vor der Wahl gestanden haben, welchen Usernamen er denn wählen mächte. Der Großteil, da bin ich mir sicher, ist da entweder so sorgenfrei, und nutzt ganz einfach seinen Klarnamen, oder einfach nicht so anspruchsvoll, und kommt mit einem „olli1234“ oder einem spontanen Einfall daher, den man schon im frühpubertären Alter hatte und aus Bequemlichkeit jetzt auch nicht mehr ändert.

Ich bin da leider komplett anders. Internet-Pseudonyme und ich, das ist eine unendliche Geschichte. Einerseits will ich in den meisten Fällen nicht sofort unter meinem Klarnamen erkannt werden, weil ich – zum Beispiel hier – auch öfter mal persönliche Gedanken von mir preisgebe, oder aber eine Seite von mir zeige, die mit dem Olli aus dem Reallife nicht so viel zu tun hat. Ich fühle mich hinter einem Pseudonym einfach wohler. (Wobei es auch nicht übermäßig kompliziert ist, herauszufinden, wie ich richtig heiße Ich habe halt bloß keine Lust, hinter allem, was ich im Netz so veröffentliche, direkt meinen echten Namen stehen zu haben.)

Andererseits will ich auch nicht, dass mein Pseudonym, so olli1234-mäßig, völlig random gewählt ist. Ich will ja schon, dass das was ich im Netz mache, mit mir verbunden ist, nur eben nich so direkt mit meinem echten Namen. Das Pseudonym ist ein Teil meiner Netz-Identität; übertrieben könnte man auch sagen: Für mich ist ein Pseudonym auch immer so eine Art Markenname. Eine Marke hinter der eben all der Shit steht, den ich im Netz so fabriziere, egal wie unwichtig das auch sein mag. Und dieser Name soll natürlich passen, das heißt: Er soll eine Geschichte haben, einen Hintergrund. Wenn mich irgendwer fragt, dann möchte ich anfangen mit: „Ja, also das ist eine ganz witzige Story, und zwar ...“

Mein erstes wirklich dauerhaftes Pseudonym, zu dem ich tatsächlich eine in Ansätzen interessante Geschichte erzählen kann, fand ich tatsächlich aber erst im April 2014, und das auch nur per Zufall: Eine meiner üblichen Vorlesungs-Kritzeleien, ein grinsender Luftballon mit Superheldencape, fiel daheim aus meinem College-Block und ich musste doch ein bisschen lachen. Ich mochte diesen Luftballon, und vor allem die Symbolik, die sich daraus bei weiterem Drübernachdenken spinnen ließ:
Ein absolutes Leichtgewicht, das hoch hinaus will. Das Träume und Ziele hat, die irgendwo im Himmel und hinter den fernen Wolken liegen. Das die Welt besser machen will, aber eigentlich keine Ahnung hat. Ein Leichtgewicht, das jung ist, aber auch zweifellos naiv und sich leider gern mal aus der Bahn pusten lässt.

So wurde „leichtgewichtig“ geboren und der gelbe Ballon auf grünem Hintergrund, das „Leichtgewicht“, mein Logo. Mit dieser Konstellation hab ich jetzt zwei Jahre lang ganz gut gelebt, zwei Jahre, in denen diese Mentalität (immer das Gute sehen, weltoffen und idealistisch sein) nun doch recht häufig gefordert wurde.

Ich habe schon vor längerer Zeit festgestellt, dass ich diesem Namen schon lange nicht mehr so richtig gerecht geworden bin. Und dass ich das eigentlich auch gar nicht will. Ich will unter meinem Pseudonym keine Lebenseinstellung präsentieren, kein Prinzip, keine Ideologie oder wie auch immer man das auch nennen mag. Ich will ich sein. Das bedeutet eben auch, hin und wieder mal kacke drauf zu sein, und nicht nur das geschönte, positive Bild abzugeben. Dieser beständige Idealismus, diese Naivität, dieses dauerhafte Hoffnung, die der Name „leichtgewichtig“ mit sich brachte - das alles ist nicht mehr so meins. Es gibt da andere, die idealistischer sind, es gibt andere, die mehr aus ihren Möglichkeiten machen. Es gibt andere, die – um es mal passend auszudrücken – leichtgewichtiger sind als ich.

Hey wow, diese Passage ist jetzt doch viel deeper geworden als ursprünglich geplant. Man kann das ganze natürlich auch ganz pragmatisch sehen und feststellen: leichtgewichtig ist nie ein locker von der Lippe gehender Name gewesen. Darum habe ich schon länger nach Ersatz gesucht. 

Und jetzt ist der neue Name gefunden: lestbutnotleast.

Völlig, also wirklich mal so völlig ohne tiefgreifendere Bedeutung oder Botschaft - einfach nur ein banales, selbstironisches Wortspiel mit meinem Nachnamen. Ich frag mich auch, wieso ich mich immer wieder selbst für sowas rechtfertigen möchte - es wird jetzt keinen geben, der „OMG Olli, wie konntest du nur?“ schreit, get a life. Außerdem - und das ist vielleicht die Moral von der Geschicht' - zählt nach wie vor der Inhalt und nicht die Verpackung. 

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Wie ist das bei euch so mit euren Pseudonymen? Bin ich der einzige, der sich darüber überhaupt Gedanken macht (#firstworldproblem) oder seid ihr da ähnlich penibel unterwegs wie ich?