Music Timeline: OKTOBER 2017

Die gesamte Music Timeline gibt es hier.

Das war er also schon, mein erster Monat in Potsdam und damit mein erster Monat im Master-Studium. Eine bunte Zeit, herbstlich eben, euphorisch, manchmal auch melancholisch, vor allem aber wieder mal: sehr musikalisch. 

Jahr: 2017
Genre: Alternative
Wochenlang habe ich auf Visions of a life gewartet, doch seitdem das Album draußen ist, höre ich doch meist nur diesen einen Song. Nicht falsch verstehen, das Album ist stark und dabei so vielfältig, wie ich Wolf Alice kennen und lieben gelernt habe. Doch Space & Time ist schlicht ein Meisterwerk, das sich buchstäblich beim ersten Hören in mein Herz gespielt. Die dicken Gitarren und das treibende Schlagzeug legen die Basis für ein herbstliches "Go for it!"-Gefühl, bei dem man gar nicht anderes mehr will, als gedankenlos abzutanzen und - textlich passend - die Wirren der Jugend zu zelebrieren. Zudem beweist Ellie Rowsell einmal mehr, dass sie eine fantastische Sängerin ist, die innerhalb von zweieinhalb Minuten die frech-feurige Indie-Röhre und dann wieder den schüchternen Nerd raushängen lassen kann, ohne dass es auch nur ansatzweise aufgesetzt wirkt.

Judas - Ceasefire
Jahr: 2017
Genre: Indie-Pop
Das betont langsame Intro täuscht: Ceasefire ist ein Song, der in seinen drei Minuten ein wahres Feuerwerk an Emotion abbrennt. Lang ist's her, dass mir ein einsetzender Refrain so dermaßen Gänsehaut mitgab; so explosiv, so überraschend kommt er daher. Don't shoot, don't shoot me down, lay your weapons on the ground, heißt es und diese Zeile allein reizt einen förmlich dazu, immer wieder lauthals mitzusingen. Und ja, sicherlich hilft es, dass die Instrumentalisierung hier schlicht wunderschön ist. Ich finde ja, die Welt kann ruhig mehr solcher unverhüllt ehrlicher Liebeslieder vertragen.

The Pretty Reckless - Take Me Down
Jahr: 2016
Genre: Rock
Bei aller Liebe zum großen Genre Rock hat es wirklich klassischer, schnörkelloser Rock'n'Roll kaum in diese Timeline geschafft - bis jetzt, bis zu diesem einem Abend auf dem Balkon, als die YouTube-Empfehlungen The Pretty Reckless ausspuckten, bekannt vielleicht vor allem durch Frontsängerin Taylor Momsen, die einst in Gossip Girl mitwirkte. Ihre kratzige Bombenstimme hat mich mal so richtig umgehauen, genauso wie das ästhetisch absolut ansprechende Musikvideo. Auch musikalisch geht's selbstbewusst voran, keine halben Sachen, bezieht man sich in Take Me Down - zumindest erkennbar im "Sign with the Devil"-Part -  offenkundig doch gleich mal auf einen der größten Rock-Songs aller Zeiten, Sympathy for the devil.

Tove Styrke - Mistakes 
Jahr: 2017
Genre: Electro-Pop
Nicht mehr lang, dann hat dieses Mädchen ihren großen Durchbruch in den Mainstream-Pop. Schon  das im Frühjahr erschienene Say my name war interessant genug, um sich ihren Namen zu merken, doch spätestens mit Mistakes ist Tove Styrke für mich eine der vielversprechendsten Künstlerinnen der Pop-Welt  geworden (wenngleich sie in Schweden schon 5 Jahre aktiv ist). Wie auch schon bei der Vorgänger-Single sticht die fantastische Produktion ins Auge, mehr noch als ihre Stimme, die gewiss nicht zur Höchstklasse zählt, aber das muss sie auch nicht, wenn sie weiterhin so simple, aber doch geniale Refrains raushaut, die ewig im Ohr bleiben.

Leoniden - Nevermind
Jahr: 2016
Genre: Indie-Rock
DIE SIND AUS DEUTSCHLAND??! Fast hätte ich schon den Glauben verloren, dass mich eine heimische Band noch so richtig umhauen könnte, doch Leoniden haben es geschafft. Ihr Erstlingswerk ist verdammt gut geworden und Nevermind ist sein unbestrittenes Highlight. Es ist eine wunderschöne Freundschaftshymne, bei der vor allem die Stimme des Frontsänger Jakob Amr glänzt und die in jedem Coming-Of-Age-Film seinen Platz finden könnte. Auch das Musikvideo schreit einem gerade zu ins Gesicht, rauszugehen und mit seiner Gang irgendeinen Scheiß zu bauen.

Varsity Week - Anyways
Jahr: 2017
Genre: Indie-Pop
Manche Songs, die sind erstmal mehr faszinierend als wirklich hörbar. So ging es mir mit diesem Track. Ich war süchtig, von Anfang an, allerdings vor allem wegen der unverblümten bunten Unangepasstheit, weniger weil ich das Lied wirklich gut fand. Nein, mir schien es den ganzen Monat ein bisschen zu "abgespaced", um es wirklich ernsthaft für diese Liste in Betracht zu ziehen. Doch was soll ich sagen, am Ende haben sich der infektiöse Beat, der Chrous, der einem schlicht nicht aus dem Kopf gehen will, und nicht zuletzt die schöne Botschaft der Lyrics doch durchgesetzt. Ich hab einfach eine Schwäche für grundsympathische Indie-Bands, die das Anderssein zelebrieren.

NoMBe - Freak Like Me
Jahr: 2017
Genre: Electronic
Wenn ein Song mit Raubkatzen-Gebrüll startet, spricht das schon mal für das Selbstbewusstsein des Künstlers. Und, anders als es befürchten lässt, steckt auch tatsächlich etwas dahinter. Der deutsch-amerikanische Newcomer NoMBe hat im Frühjahr dieses Jahres mit Freak Like Me eine verdammt verruchte Bomben-Nummer rausgehauen. Untermalt von der überragenden Electro-Produktion versprüht NoMBes Stimme hier eine beneidenswerte Coolness. Erwähnenswert ist nicht zuletzt auch das Musikvideo in 360-Grad-Optik, das dieses latente Strip-Schuppen-Feeling des Songs einmal mehr unterstreicht. Ein geiler Song!

Third Eye Blind - Jumper
Jahr: 1997
Genre: Alternative
Zum Schluss noch ein Throwback-Hit, der mir den ganzen Monat nicht aus dem Kopf ging. 2017, das war auch das Jahr, in dem ich meine Liebe für Third Eye Blind wiederentdeckt habe. Befeuert vor allem durch das Jubiläums-Re-Relase der selbstbetitelten Debütplatte von 1997, die ich als eines meiner liebsten Alben aller Zeiten klassifizieren würde. Jumper ist davon - neben dem legendären Semi-Charmed Life - sicherlich das bekannteste Lied und das völlig zurecht: Das Acoustic-Gewand umwickelt einen nahezu perfekt mitsingbaren Text, ein Ohrwurm allererster Güte, bevor Stephan Jenkins zum Ende des Songs, nach einem genialen Gitarrensolo, völlig ausbricht. Auch erwähnenswert: Es behandelt das Thema Selbstmordgedanken weeeeeeit besser und tiefgehender als Logics 1-800-273-8255, das gerade die Charts stürmt.

Music Timeline: SEPTEMBER 2017

Die gesamte Music Timeline gibt es hier.

Das war der September, ein komischer Monat, zwischen England und Potsdam, zwischen Ankommen und Weiterziehen. Kein Wunder also, dass auch in meinen hartnäckigsten Ohrwürmern kein langfristiger Trend zu erkennen ist. Bunt gemischt, viel Spaß!

Jahr: 2017
Genre: Pop-Punk
Lange hat's gedauert, doch im September hat 2017 auch sein erstes richtig gutes Pop-Punk-Album bekommen, eines, das ich nicht mal wirklich auf dem Schirm hatte. Vacation von Seaway steckt voller frischer Melodien und stimmiger Riffs, die es allesamt mit den besten Pop-Punk-Zeiten der frühen 2000er aufnehmen können. Bloß schade, dass es erst zum Ende des Sommers erschien. Ein Song wie Neurotic, mein Highlight des Albums, bringt das richtigen an Sonnenlaune und deepen Inhalten mit und liefert eine absolute Killer-Hook, die nicht aus dem Kopf geht. Geil!

Jahr: 2017
Genre: Pop, Electronic
Melancholisch wird's in der neuen Single von POWERS, einer Band, die mir bisher eher durch bunte Electro-Pop-Musik aufgefallen ist, als durch wirklich tiefgehende Texte. Just Kids ist da aber ganz anders. Das konstante "Uhh" im Hintergrund legt die Baseline zum Träumen, die Vocals fliegen sanft daneben und im Refrain setzt dann ein moderner Stimmeneffekt ein, der sich blitzsauber in das Gesamtkonstrukt einfügt. Wunderschönes Lied mit einem atmosphärisch perfekt passendem Musikvideo.

Jahr: 2017
Genre: Pop
Ich hab's satt, meine Obsession für Carly Rae Jepsen zu rechtfertigen. Wer sich aus blinder Ignoranz - weil sie ja das "Call me Maybe-Mädchen" ist -  den Genuss ihrer Musik entgehen lässt, der ist selbst Schuld. Emotion und Emotion Side B waren 80s-Pop-Perfektion. Vielleicht ist das aber auch das Problem, das ihr das ganz große Star-Dasein verwehrt: Ihre Musik ist so hemmungslos verspielt und ehrlich, frei von Ironie. Sie passt nicht in diese Zeit. Man muss wirklich ernsthaft Bock auf Pop haben und den hatte ich zu Beginn des Sommers einfach nicht. Erst jetzt hat mich Cut to the Feeling gepackt, nun aber bin ich unwiderruflich süchtig.

Jahr: 2017
Genre: Pop, Electronic
Ich muss zugeben: Thirty Seconds to Mars sind eine Band, zu der ich nie so richtig Zugang gefunden habe. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich es jemals probiert habe. Sie waren zu unauffällig, als dass man zwangsläufig mit ihnen in Kontakt kommen hätte müssen. Dass sie jetzt vier Jahre lang weg waren, ist mir deshalb auch nicht weiter aufgefallen. Und dann kam ihre Comeback-Single. Ein brachiales, hymnenartiges Feuerwerk, das in Fan-Kreisen aufgrund der Pop-Lastigkeit wohl nicht so gut ankommt. Walk on Water steckt voller Pathos, das kann man übertrieben finden, aber mich hat es neugierig gemacht. Besonders der "Times are changing"-Part verpasst mir immer wieder eine Gänsehaut. Vielleicht braucht es ein paar Durchläufe, um zu zünden, aber dann lohnt es sich!

Habitats - Tangerine Dream
Jahr: 2017
Genre: Indie-Rock
Meine Sympathie zu diesem Lied ist der Natur zu verdanken. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie klingt Gitarrenmusik im Herbst noch ein ganzes Stück geiler als sonst. Erst recht, wenn dann so Songs wie Tangerine Dream aus dem völligen Nichts auftauchen. WAS. FÜR. EIN. RIFF. Buchstäblich ein Song zum tagträumen. Am besten in der Sonne, bei den ersten bunten Laubblättern, wo das alles diesen euphorischen Unterton bekommt, der dir sagen will: Es mag kälter sein, aber alles wird gut.

Jahr: 2014
Genre: Indie-Pop
Und auch dies ist eine dieser zufälligen Indie-Begegnungen, die man durch Spotify des Öfteren hat. Auch hier sind die Gitarren die Stars, doch Lost on me macht auch auf anderen Ebenen absolut Spaß: der zum Mitsingen anregende Refrain und vor allem das urkomische Musikvideo, in dem sich die Band nicht zu ernst nimmt.
Jahr: 2016
Genre: Pop-Rock
Kennt ihr noch "I like the way you move" von den Body Rockers? War mal ein Hit in den 2000ern, mit einem krachendem E-Gitarren-Riff, das sich bei mir einfach eingebrannt hat. Nur doof, dass ich den Rest des Liedes absolut verabscheue. Ich fühle mich dran erinnert, weil Hey Violets' Brand New Moves auch so ein absolut geniales E-Gitarren-Riff hat, doch hier stimmt (GOTT SEI DANK) auch das Drumherum - stilvoller, smoother, grooviger. Frontsängerin Rena Lovelis hat sowohl stimmlich als auch optisch ein Wahnsinns-Charisma und verpasst dem Song einen gewissen Sexappeal. Ich feier es!