»Was hörst du?«
Ihr könnt mit doch nicht so eine
Frage stellen. Ich meine, klar, die kürzeste Antwort könnte lauten: »Im Prinzip
alles«, aber das ist die altbekannte Scheißantwort, die niemanden
zufriedenstellt. Besser ist vielleicht: »Ich kann in jeder Musikrichtung was
für mich finden, doch zu großen Teilen bin ich im Indie/Alternative-Spektrum
zuhause.« Gähn.
Ich gebe hier im Blog keine kurze
Antworten. Ich philosophiere ewig lange, viel zu detailliert über Dinge, die
die Welt nicht bewegen – mich aber schon.
Was ich höre, wollt ihr wissen?
Nun, es kommt ja schon mal ganz
doll darauf an, wann mir diese Frage gestellt wird. Mein Musikgeschmack
verändert sich ständig. Vergangenheits-, Gegenwarts- und Zukunfts-Olli haben da
ganz unterschiedliche Auffassungen. Vielleicht wird das alles in einigen Jahren
etwas konstanter sein, doch gerade befinde ich mich mitten in einer gigantischen
Entdeckungsphase. Und das ist schon ein ganz gutes Stichwort, denn ich möchte
nicht nur der Frage nachgehen, wie sich mein Musikgeschmack so ungefähr
klassifizieren lässt, sondern auch den Weg nachvollziehen, der hierhergeführt
hat. Warum höre ich das, was ich höre? Welche Wegmarken gab es? Wie hat sich
mein Genre-Fokus verändert?
Eine erste Ortsbestimmung
Sicherlich gibt es offizielle Tools,
mit denen sich eine gesamte Spotify-Bibliothek analysieren ließe, aber ich habe
mich dazu entschieden, einen etwas analogeren Weg zu gehen. Wie ich in einem früheren
Post erläutert habe, arbeite ich mit einer Musik-Datenbank, in der ich Elemente
eingebaut habe, mit deren Hilfe ich ziemlich genau definieren kann, was ich als
meine Lieblingsmusik betiteln würde (ergo: was ich höre). Da haben wir auf
Ebene der Songs meine Favoritos-Playlist, die knapp 600 Songs enthält
und jährlich aktualisiert wird. Meine Lieblingsalben – die ich mit meinem
eigenen Score identifiziert habe – sammle ich in meiner Hall of Fame,
die inzwischen auch schon weit über 300 Platten zählt.
Diese Listen erfassen also nicht genau
das, was ich gegenwärtig höre, sondern was sich langfristig – in all der Zeit,
die ich bewusst Musik höre – eingebrannt hat. Das ist ein wichtiger Faktor.
Nicht jeder Trend hält an. Manches ist in meiner Gunst gesunken und treibt mir
heute eher die Schamesröte ins Gesicht, während anderes all jenen Veränderungen
widerstand und sich auch über einen bloßen Nostalgie-Bonus hinaus noch gut
anhört.
Als erstes möchte ich
herausfinden, welche Genres hier dominant sind. Womit wir bei einer nächsten
Problematik wären: die Genre-Einteilung. Da geht natürlich jeder mit eigenen
Maßstäben ran. Schon der Auswahl lässt sich erkennen, wo mein Fokus liegt. Ich für
mich unterscheide acht Klassifizierungen:
- Pop
- Rock
- Alternative
Rock
- Indie
- Electronic
- Hip-Hop
- Soul /
R'n'B
- Andere
Ich sollte da ein bisschen was
erklären. Mit »Rock« meine ich den klassischen Begriff. Classic Rock, Blues
Rock, Rock and Roll, Glam Rock und Hard Rock, Folk Rock sowie modernere
Ausführungen. »Alternative Rock« meint
solche Rock-Genres, die sich vom klassischen Rock abgewandelt haben, dazu
zählen Punk und Punk-Rock ab Ende der 70er, Post-Punk, New Wave, Grunge,
Britpop und moderne Spielarten. So weit gibt uns die Musikgeschichte die
Grenzen vor. Nun hebe ich aber »Indie« noch als eine weitere Abspaltung ab etwa
1990 hervor. Warum?
Eine Zusammenfassung als »Indie/Alternative«
wäre sicherlich einfacher (so macht das glaube ich auch Google), doch für mich
ist das weniger zielführend. »Indie/Alternative« wäre das mit Abstand größte
Genre und würde das gesamte Spektrum von, sagen wir mal, Die Ärzte bis Bon Iver
beinhalten. Macht nicht so viel Sinn. Darum unterscheide ich ab 1990 die in den
Mainstream durchgebrochenen Alternative-Trends (Britpop, Grunge und Punk-Rock
sowie davon abgeleitete Weiterentwicklungen) von neuen Underground-Spielarten
wie Lo-Fi-Indie sowie der Indie-Rock der 2000er, der mit Aufkommen des
Internets die Grenzen zwischen Mainstream und Underground weiter verwischte. Kurz
gesagt, empfinde ich Indie heute als softer und verspielter, leichtfüßiger.
Auch der »Pop«-Begriff ist zu hinterfragen, weil es neben einer groben Genre-Klassifizierung auch den Mainstream-Aspekt aufnimmt. Es ist höchst subjektiv. Nehmen wir einen Song wie »Boulevard of Broken Dreams« von Green Day, der seinerzeit ein Riesen-Hit war, ergo auch als »Pop« gelten könnte, doch das Bild arg verzerren würde. Für mich sind Green Day klar Punk-Rock/Pop-Punk und daher bei »Alternative« einzuordnen. Andererseits gibt es aber eine Band wie Coldplay, die doch eher ins »Pop«-Tier schieben würde, als zu »Indie«. Ihr seht also schon: Diese Einteilung ist alles andere als perfekt. Trotzdem stellt sie meinen Musikgeschmack doch ziemlich gut heraus.
|
Alben |
Songs |
Alternative |
28 % |
24 % |
Indie |
24 % |
19 % |
Pop |
20 % |
28 % |
Rock |
11 % |
8 % |
Electronic |
9 % |
11 % |
Hip-Hop |
6 % |
7 % |
Andere |
2 % |
3 % |
Die zweite Frage, die ich an meine Favoritos und meine Hall of Fame stellen möchte, ist das Wann. Wann erschien die Musik, die ich mag?
|
Alben |
Songs |
2010 – aktuell |
48 % |
48 % |
2000er |
25 % |
29 % |
1990er |
15 % |
11 % |
1980er |
4 % |
4 % |
1970er |
4 % |
5 % |
1960er und früher |
3 % |
2 % |
Ich muss hier erwähnen, dass ich im Januar 1995 geboren bin. Somit offenbaren beide Listen keine besonders spektakuläre Erkenntnis: Ich tendiere klar zu aktueller Musik bzw. solcher Musik, die zu meinen Lebzeiten erschienen ist. Zirka Dreiviertel fallen in den Zeitraum, den ich bewusst wahrgenommen habe. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich dies im neuen Jahrzehnt entwickeln wird, und ob ich irgendwann an einen Punkt ankomme, wo ich den Bezug zu aktueller Musik verliere.
So nett das Ganze jetzt als erste Orientierung auch war, wirklich aussagekräftig ist das alles noch nicht. In den nächsten Posts möchte ich herausfinden, wie es dazu kam. Möchte meinen Musikgeschmack im Zeitverlauf nachvollziehen, Trends erfassen und ein bisschen in Erinnerungen schwelgen.
Bis zum nächsten Mal!