(2) Meine Musik-Datenbank: Vom Playlist-Hopping zum Deep Dive

Im letzten Post habe ich aufgelistet, warum und wie ich vor vier Jahren mein Musikverhalten verändert habe. Mein Ziel war es, das monströse Spotify-Chaos zu zähmen. Es wurde ein langfristiges Hobby, das meine Leidenschaft zur Musik neu belebte.

Ich war bei folgendem Tipp stehen geblieben.

Tipp 4: Führe eine Musikdatenbank.

Der Begriff Datenbank klingt jetzt erst einmal verdammt kompliziert. Ist vielleicht auch etwas zu hoch gegriffen. Es war zu Beginn und ist nach wie vor eine simple Excel-Tabelle. Es fing schlicht und einfach damit, dass ich zu notieren begann, von welchen Künstler ich die komplette Diskographie kannte und wie viele Songs ich gespeichert hatte. Danach wollte ich entscheiden, welche das famose Label "Lieblingskünstler" und eine eigene Playlist bekommen würden. 

Warum nutze ich für meine Lieblingskünstler überhaupt Playlisten? 

Nun, es ging mir ja darum, einen schnellen, unkomplizierten Zugang zu schaffen, den die Spotify-Übersicht so nicht gewährte. Inzwischen hat man diesbezüglich doch einiges vrebessert und nur noch Künstler, denen man bewusst folgt, tauchen hier auf. THEORETISCH bräuchte man die Listen also gar nicht mehr. Allerdings bieten sie zwei Vorteile, die ich nicht missen möchte. 1.) In meiner Playlist kann ich die Reihenfolge von Songs ändern, sie also ranken. Das geht in der Künstlerübersicht von Spotify nicht. 2.) Die Playlisten geben mir die Möglichkeit, fehlende Songs über die lokalen Dateien nachzufüllen. Von jedem Künstler fehlt etwas auf Spotify. Frühere EPs. Oder auch bestimmte Song-Versionen. 

Doch woran mache ich überhaupt fest, wer ein "Lieblingskünstler" ist? Eine Mindestanzahl an Songs in meiner Bibliothek können helfen, allerdings sind diese auch nicht komplett aussagekräftig. So haben es z.B. Künstler mit zehn Alben da eben viel einfacher als solche, die gerade erst am Anfang ihrer Karriere stehen. Trotzdem ist dies als eine erste Regel sicherlich nützlich.

Playlisten brauchen eine bestimmte Mindestgröße. Das kann jeder subjektiv für sich selbst entscheiden. Kommt ja auch drauf an, wie viele Playlisten sich daraus ergeben. Ich persönlich bin der Meinung, dass eine Künstler-Playlist sich erst ab 20 Songs lohnt.

Nun zum Problem der »Ungerechtigkeit«. Ich denke, es ist verständlich, wenn ich als zweite Regel nenne: Für größere Diskographien sollen auch größere Hürden gelten. Ich fand es logisch, eine bestimmte Prozentmarke einzuführen, die ein Künstler erfüllen muss. Die Größe der Diskographie muss also auf einen bestimmten Ausgangswert gebracht werden. Woran soll man sich da aber orientieren? An der gesamten Anzahl an Songs? Das ist kompliziert und oft auch gar nicht genau herauszufinden. An der Anzahl der Alben? Gute Idee, allerdings kann deren Größe auch variieren. Was mache ich mit EPs? Was mache ich mit Live-Alben? Remixe? Hm. Ich habe mich letztlich für eine Verbindung entschieden. Es zählen: a) Die Songs auf den normalen Studioalben (auch Deluxe-Versionen), allerdings ohne Remixe und Live-Versionen. b) Songs auf EPs mit mindestens fünf Tracks, die nicht unter Kategorie a fallen. Das braucht ein bisschen Recherche, klar, aber es ist noch im Rahmen. Nun haben wir also einen Ausgangswert für jeden Künstler. Teilen wir die Zahl der gespeicherten Songs – wohlgemerkt auch solche, die nicht beim Ausgangswert mitgezählt wurden, also Singles, auch Remix-Versionen, etc. – durch den Ausgangswert, erhalten wir die entscheidende Prozentzahl. Und nun? Auch hier gilt, dass man seine Grenze subjektiv selbst zieht. Ich habe mich für 50 Prozent entschieden.

50 Prozent ist also mein Grenzwert, der bestimmt, ob ein Künstler eine eigene Playlist bekommt. Und ganz nebenbei habe ich damit Künstler untereinander vergleichbar gemacht.

Machen wir mal ein Beispiel. 

Wolf Alice. Ist heute eine meiner absoluten Lieblingsbands und eignet sich daher ganz gut um aufzuzeigen, wie hoch dieser Wert auch gehen kann. Wolf Alice haben bisher zwei reguläre Studioalben veröffentlicht. My Love Is Cool in 2015 und Visions of a Life in 2017 mit jeweils 12 Songs. Von ersterer gibt es zudem eine große Deluxe-Version mit 13 weiteren Tracks. Vor dem Debüt erschienen auch drei EPs, die wir aber gleich aus zwei Gründen ignorieren können: 1.) Keine der EPs umfasste mindestens fünf Songs. 2.) Die Tracks der zweiten und dritten EP sind unter denen, die auf der Deluxe-Version von My Love Is Cool erschienen. Wir zählen also 24 reguläre Album- und 13 Bonustracks. Der Ausgangswert für Wolf Alice liegt demnach bei 37. Für den 50-Prozent-Grenzwert bräuchte es 19 Songs. Allerdings wäre damit die Mindestsongzahl von 20 noch nicht erfüllt. Puh. Wolf Alice musste sich da aber keine Sorgen machen. Sie haben 36 Songs in meiner Bibliothek platziert, einige davon aus anderen Veröffentlichungen, was einen überragenden Wert von 97 Prozent entspricht.

Wohin aber mit den Künstler, die es also nicht zu einer eigenen Playlist schaffen?

Das bleibt im Prinzip dir überlassen. Theoretisch kann man anhand dieses Prozentwertes noch verschiedene Niveaustufen einführen, aber ich möchte jetzt auch nicht völlig eskalieren.

Ich mache es so, dass ich diese Diskographien in einer Künstler-Sammelliste einfüge, um anzuzeigen: ich habe euch im Auge, aber derzeit reicht's (noch) nicht. Es gibt aber doch eine Ausnahme. Manche Künstler haben so eine gigantische Zahl an Songs, dass ich es mir unnötig verkomplizieren würde, wenn ich diese in einer Sammelliste einfüge. Darum habe ich mich auch entschieden, jedem Künstler, der 50 Songs erreicht, prinzipiell eine eigene Playlist zu geben; der Grenzwert spielt hier keine Rolle mehr.

Voila. Also ist jetzt alles tutti? 

Jein. Ich mag den Fokus verändert haben, die Quelle neuer Musik, das war gut, aber an meinem Hörverhalten hat sich noch nicht so viel verändert. Ganze Alben hörte ich ja trotzdem auch weiterhin vorrangig mit dem Ziel, mir die Perlen herauszufischen und damit meine Lieblingskünstler zu identifizieren. Ich habe mir dieses Playlist-Hopping quasi zunutze gemacht. Ich habe es aber nicht abgestellt. Und genau das wollte ich. 

Vor allem störte es mich, dass ich mir für Alben nicht genug Zeit nahm. Sie zwar anhörte, aber kaum mit dem weiterführenden Gedanken zu überlegen, was mir daran nun gefällt und was nicht. Die Frage nach meinen Lieblingskünstlern ließ sich einigermaßen beantworten. Aber meine Lieblingsplatten? Dafür brauchte es noch mehr. Mehr als nur das bloße Songzählen. Es brauchte ein Ratingsystem.

Und davon erzähle ich im nächsten Post.