#23: Remain In Light

Für das dreiundzwanzigste Album lasse ich den Zufall entscheiden. Die 80er sind wieder mal dran. Es gewinnt Remain In Light von Talking Heads.

Release: 8. Oktober 1980
Genre: New Wave, Funk, Art-Rock
Dauer: 40:10

Erwartungen
Ich kenne die Band kein bisschen. Nach Patti Smith ist's glaube ich generell erst das zweite Mal, dass ich so gar keinen Plan habe, was mich erwarten könnte. Die Beschreibungen, die ich im Vorlauf lese, verwirren mich noch mehr: Scheinbar wurde das Album ganz entscheidend von afrikanischer Musik geprägt. Es soll sehr funkig und munter sein. Könnte spannend werden.

Eindrücke
Es ist wie so oft, wenn man erst einmal in ein Album, ja, in ein ganzes Genre hineinwachsen muss. Nicht, dass ich mit Funk nie in Kontakt gekommen wäre, es ist eher die Kombination mit Classic-Rock-Elementen und Afro-Einflüssen, die mich ganz am Anfang erst einmal massiv verwirren. Vom Ansatz her fühle ich mich ein bisschen an die Young Fathers erinnert, die letztes Jahr mit Cocoa Sugar ein recht ansprechendes Album auf den Markt gebracht haben. 
Remain In Light bringt mich in Bewegung, und das vom ersten Moment an, was vor allem an der mitreißenden afrikanischen Percussion liegt. Es passiert unfassbar viel, so dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Ein Track, der das alles für mich perfekt vereint, ist die sechsminütige Exstase namens The Great Curve: Abgedrehte Instrumentalisierung, abgedrehter Gesang, der einen, je öfter man den Song hört, in beinahe schon spirituelle Sphäre entführt. Ja, in einer ganz seltsamen Art und Weise macht einen die Musik süchtig. Auch das folgende, etwas zurückgenommene Once in a Lifetime muss genannt werden; dieser Track punktet vor allem durch tolles Storytelling. Das wirklich Schöne an Remain In Light ist der smoothe Übergang von der lebensbejahenden Eskalation der ersten zur Introvertiertheit der zweiten Albenhälfte. Diese scheint sich sehr an Naturklängen zu orientieren und spielt atmosphärisch in einer eigenen Liga. Im träumerischen Seen And Not Seen könnte man sich vollständig verlieren, während der Schlusstrack The Overload das Unheil ankündigt, was einen aber trotz einer gewissen Unbehaglichkeit nicht abschreckt. 

Fazit
Nun, das war mal ein Event. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich das Album für mich wirklich einordnen konnte. Gerade am Anfang ist es kein einfaches Hören; es löst erst einmal ganz große Verwirrung aus, glaubt mir. Doch je mehr man sich auf Remain In Light einlässt, desto mehr offenbart sich einem. Es ist das Album, das mich am ehesten an eine - ich nenne das jetzt einfach mal so - spirituelle Erfahrung gebracht hat. Man kann sich richtig darin verlieren und einwickeln lassen. Und es gibt keinen Moment auf diesem Album, der mir gar nix gibt. Und mehr kann ich echt nicht verlangen. Geiles Ding.