#21: Turn On The Bright Lights

Die Labels sind bekannt: Indie-Rock. New York. Beginn der 2000er. Sorry, aber zurzeit bin ich voll und ganz in diesem Buch Meet Me In the Bathroom versunken, das sich mit der Szene um die Strokes, Yeah Yeah Yeahs und anderen auseinandersetzt. Dabei bekam ich eine auch eine Menge zur Entstehung der folgenden Platte zu lesen und habe schon mit den Füßen gescharrt, sie endlich mal in voller Länger zu hören: Interpol mit Turn On The Bright Lights.

Release: 20. August 2002
Genre: Indie-Rock
Dauer: 49:02

Erwartungen
Dass Interpol ganz sicher nicht so einfach mit den Strokes oder den Libertines in einen Topf zu werfen sind, das weiß ich. Sie klingen düsterer, ein bisschen experimenteller. Woher ich das weiß? FRIENDS. Es ist schon ziemlich komisch, aber der Song Untitled war tatsächlich in einer Folge der Sitcom zu hören, und das sogar direkt am Ende der vorletzten Staffel. So sehr ich Untitled in der Folge auch lieben gelernt habe, so deplatziert fühlt sich der Song, so im Nachhinein, in der Serie an. Zu How I Met Your Mother oder auch Scrubs hätte Untitled wunderbar gepasst, aber in FRIENDS, das nun wirklich nicht übermäßig viel mit Soundtracks gearbeitet hat? Kommt mir im Nachhinein irgendwie seltsam vor.
Kommen wir zurück zum Wesentlichen: Ich erwarte ein nachdenkliches, womöglich auch sehr emotionales Album. Und auch hier werde ich sehr auf die Lyrics achten, denn die sind, so verriet mir angesprochenes Buch, offenbar ebenfalls hochinteressant. Ich hab Bock.

Eindrücke
Ich wollte dieses Album wirklich mögen, wahrscheinlich mehr als jedes andere in dieser Liste. Doch Turn On The Bright Lights konnte bei mir mal so gar nicht zünden. Dass ich nach einem Durchgang manchmal denke, "Ach, DAS war's schon?", das ist nicht neu. Dass sich dieses Gefühl aber immer weiter intensiviert, das kannte ich - zumindest im Rahmen dieses Alben-Projekts - noch nicht.
Vieles liegt wohl an meiner Erwartungshaltung. Untitled halte ich - ich kann's nicht oft genug wiederholen - für einen der herzzereißendsten Songs des 21. Jahrhunderts. Ein wahres Brett, gleich zu Beginn. Es konnte nur bergab gehen. Doch nicht nur das: Der Opener hat einen ganz anderen Vibe versprochen. In FRIENDS war Untitled deplatziert, ja, doch aufs Album passt es irgendwie auch nicht so ganz. Dieser, ich nenne es jetzt mal so, Radiohead-Stil prägt noch genau einen weiteren Song auf Turn On The Bright Lights, nämlich NYC. Die melancholisches Hommage an die Weltmetropole versteht es perfekt, das Post-9/11-Gefühl aufleben zu lassen. Generell gefällt mir Paul Banks' Stimme besser, wenn er sie sanft dahinschweben lässt.
Textlich packen Interpol schwermütige Themen an, erzählen von Sucht, verlorener Liebe und den alltäglichen Begegnungen in der anonymen Großstadt, was meist stark verpackt ist. Tatsächlich ist  es lyrisch eine super unterhaltsame Platte, voller cleverer Wortspiele und kryptischer Erzählweisen ("Don't waste wine when there's words to sell" in Obstacle 2 ist beispielsweise meine Lieblingszeile des gesamten Albums). Die Instrumentalisierung kann damit aber oft nicht mithalten. Die beiden Obstacle-Nummern würde ich noch als Highlights hervorheben, doch das war's auch schon mit meiner Begeisterung. Viel zu oft fühle ich mich hingehalten und gelangweilt, wenn höchstens durchschnittliche Songs (vor allem Stella Was A Diver and She Was Always Down) unnötig in die Länge gezogen werden.

Fazit
Ganz sicher werde ich das Album in einem ruhigen Moment nochmal anpacken, denn so ganz aufgegeben habe ich Turn On The Bright Lights noch nicht. Und das obwohl ich dem Album schon mehr Durchläufe geschenkt habe, als jeder anderen Platte bisher. Stand jetzt ist es jedenfalls die größte Enttäuschung. Schade.