#8: The Velvet Underground

Nach vier doch recht experimentellen Alben wird es wieder Zeit für handgemachte Rockmusik. Dafür gehe ich gerne in die 60er Jahre und finde The Velvet Underground. Mit dieser Band verbinde ich genau einen Song. Oh Sweet Nuthin'. Das aber auch nur, weil er in der Verfilmung von High Fidelity vorkam. Es hat aber gereicht, mich neugierig zu machen auf ihr selbstbetiteltes Album The Velvet Underground & Nico.


Release: 12. März 1967
Genre: Art-Rock
Dauer: 48:51

Erwartungen
Zwar sagten mir The Velvet Underground nicht besonders viel, doch trotzdem hatte ich eine ungefähre Vorstellung, was mich hier erwarten könnte. Ich meine, die 60er waren klanglich, so elementar wichtig sie für spätere Jahrzehnte auch waren, jetzt nicht von sooo einer großen Diversität geprägt (ohne das jetzt negativ zu meinen). Neugierig hat mich das Cover gemacht, das von Andy Warhol gestaltet wurde. Doch nicht nur das: Andy Warhol war sogar Produzent der Platte. Huch? Ich ahnte schon, dass ich mich auf einige Überraschungen gefasst machen könnte.

Eindrücke
Schon ironisch, dass ich das Album eigentlich als Gegensatz zu den experimentellen letzten Alben ausgewählt hatte, und dann völlig unvorbereitet doch wieder mit unkonventionellen Sounds konfrontiert wurde. Ich musste mir viel Zeit für dieses Album nehmen, sehr viel Zeit, doch sie war es allemal Wert. Ich hätte nicht gedacht, dass mich dieses Album derart einwickeln würde.
Zunächst zu den erwartbaren Dingen: Sunday Morning, eine verträumte Singer-Songwriter-Nummer, kam mir sofort irgendwie bekannt vor. There She Goes Again, Femme Fatale und All Tomorrow's Parties repräsentieren ebenfalls den klassischen 60s Sound - auf den beiden letztgenannten Tracks können wir zudem der ungewohnt tiefen, aber einzigartigen Stimme von Nico lauschen. Und ... ähm, ist das ein deutscher Akzent? Ja, tatsächlich, Nico wurde als Christa Päffgen in Köln geboren und in New York von Andy Warhol entdeckt. Eine verdammt interessante Biographie, auch in ihr Verhältnis zu Velvet-Underground-Frontsänger Lou Reed kann man ruhig mal etwas lesen. Wieso zur Hölle habe ich von ihr nie etwas gehört?
Geradezu psychodelisch wird es bei einigen anderen Songs auf diesem Album. Die ungewohnt verzerrten Gitarren sind erstmals auf Venus in Furs zu hören, ein Track, der mir persönlich eher weniger gefällt. Wesentlich besser fügen sich diese experimentellen Elemente in Run, Run, RunThe Black Angel's Death Song und dem triumphalen Schlusssong European Son ein. Manchmal krankt das Album aber daran, dass diese avantgardistischen Elemente zu oft wiederholt und in den Vordergrund gestellt werden. Thematisch geht es dabei oft um sensible Themen wie Drogenmissbrauch oder Prostitution, was ebenfalls einen massiven Bruch mit der damaligen Musikwelt darstellte. Ein letztes Highlight ist diesbezüglich vor allem der Track Heroin, der mit einigen Tempowechseln aufwarten kann und zu den aufregendsten Momenten der Platte zählen dürfte.

Fazit 
Da gab es also doch eine Menge zu erzählen. The Velvet Underground & Nico hat mich in jeglicher Hinsicht überrascht, auch seine Backstory ist einzigartig. Entspannung geht also wahrlich anders.  Es gibt so gut wie keinen Track, dem ich nichts abgewinnen kann, es geht munter hin und her, sowohl textlich als auch musikalisch, und man ist dabei auch noch ungeheuer eingängig. Nico's Stimme mag anfangs erstmal ungewohnt gewirkt haben, doch erwies sich mit der Zeit als ein positives Element - schade, dass sie nur auf drei Songs mitwirken durfte.
Insgesamt also ein super aufwühlendes Album, zu dem ich sicher noch das ein oder andere Mal zurückkommen werde. Sollte man kennen!