LBNL-Charts: Januar II

Und da haben wir die nächste Eruption. Die zweite Januar-Hälfte brachte nicht nur einen Rekord an Neueinstiegen (8 an der Zahl), sondern auch gleich das erste Debüt auf Platz 1. Ein Jahr also, das mit viel Aufregung beginnt.
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Neueinsteiger

2019 / Alternative
Stellt euch vor, ein punkiger Liam Gallagher würde versuchen, Loser von Beck zu covern. Ein kurioses Bild. Und irgendwie auch die beste Beschreibung für den bunten Cocktail moderner Rockmusik, den YUNGBLUD mit Loner zusammenmixt. Nichts daran ist außergewöhnlich neu und vielleicht liegt der Appeal dieses Songs halt einfach auch nur darin, dass er an den Nostalgie-Schrauben dreht. Das ist mir egal, denn darüber hinaus ist Loner schlicht und einfach auch eine perfekt konstruierte Nummer zum Mitgrölen, der YUNGBLUD auch noch einen gewissen modernen Touch mitgibt.

Fall Out Boy - Grand Theft Autumn / Where Is Your Boy
2003 / Pop-Punk
Meine gemischten Gefühle gegenüber Fall Out Boy hätten sich wohl schon längst auflösen können, wenn ich mir ihr Erstlingswerk - Take This To Your Grave - ein bisschen früher zu Gemüte geführt hätte. Ich war nicht vorbereitet auf so viel Ohrwürmer, so viel Pop-Punk-Genialität, die sich vor allem in dem unfassbar gut mitsingbaren Where Is Your Boy niederschlägt.

The Strokes - Alone, Together
2001 / Indie-Rock
Is This It war das erste Album, das ich mir im Rahmen meines 100-Alben-Projekts vorgenommen hatte, doch wirklich beseitigen konnte ich meine Probleme mit The Strokes damit nicht. Es war nur dieser eine Song, der mir wirklich hängen geblieben ist, zunächst nur wegen seines Gitarrenriffs und dem coolen Solo in der Bridge, dann aber immer mehr wegen Julian Casablancas und seiner kühlen Vocal-Delivery solch lächerlich-genialer Lines wie "life seams unreal, can we go back to your place?".

2019 / Alternative
Auch die dritte Vorab-Single zum neuen Album (erscheint am 15. Februar) holt mich komplett ab und machen SWMRS zum Favoriten auf den Titel der Band des Jahresstarts. Trashbag Baby punktet mit einem unwiderstehlichen Surf-Punk-Vibe, tollen Gitarren und einem saucoolen Refrain.

LCD Soundsystem - Someone Great
2007 / Dance-Pop
Seit ich in Berlin bin, ist mir dieser Song immer wieder begegnet, doch ich habe ihn hier noch nie wirklich vorgestellt. Someone Great ist die pure Perfektion. Eingerahmt von einer verschnörkelten und wunderschönen Produktion, wird eine herzzerreißende Geschichte von Verlust erzählt. Inzwischen eines meiner Lieblingslieder, auch wenn dies hier die einzige Chartplatzierung - begünstigt ebenfalls durch mein 100-Alben-Projekt - sein könnte.

The Killers - When You Were Young
2006 / Indie-Rock
Der kleine Retro-Trend der zweiten Januar-Hälfte spülte auch When You Were Young in mein Blickfeld. Ganz sicher ist es einer der besten Tracks von The Killers, doch bis jetzt habe ich ihn irgendwie ignoriert, womöglich weil er nicht so instant catchy ist, wie das meiste auf Hot Fuss. Doch das charakteristische Gitarren-Riff, das später noch von Streichern unterstützt wird, hat sich inzwischen tief in mein Gedächtnis gebrannt, genauso wie die hoch emotionale Story, die Brandon Flowers hier erzählt. Toller Track.

Thyla - Blue
2018 / Indie-Rock
Falls es noch nicht deutlich geworden ist: Ich mag hervortretende Gitarren, vor allem wenn sie clever eingesetzt werden. Auf Blue tragen sie dazu bei, eine Explosion an immensen Emotionen hervorzurufen, irgendwo zwischen Euphorie und Angst. Ich mag die Vocals hier zwar nicht so ganz, aber allein für die Instrumentalisierung hat dieser Song eine Erwähnung verdient.

Ava Max - Sweet but Psycho
2018 / Pop
Eigentlich brauche ich hierzu nichts mehr sagen. Dass Sweet but Psycho dermaßen viel Chart-Erfolg hat und in mehreren Ländern auf Platz 1 stand, ist schon bemerkenswert. Es ist einfach nur ein verdammt guter, wenn auch simpler Pop-Song, der sich in Zeiten ideenlosen Trap-Gehabes und einschläfernder Radio-Musik einfach wie ein frischer Atemzug anfühlt. Danke.

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Top 20 (31. Januar 2019)

TitelKünstlerDebüt
1LonerYUNGBLUDJanuar IINEU
2Love Has All Been Done BeforeJade BirdJanuar I(+5)
3come out and playbillie eilishDezember I(+4)
4TetherCHVRCHESNovember I(-3)
5ChlorineTwenty One PilotsJanuar I(-)
6With or WithoutTired LionDezember II(-4)
7It's Not Just MeLet's Eat GrandmaNovember I(-4)
8Stuck To my MindMP the KidDezember II(+1)
9Sunday DriverThe RaconteursDezember II(+3)
10Grand Theft Autumn / Where Is Your BoyFall Out BoyJanuar IINEU
11Alone, TogetherThe StrokesJanuar INEU
12Trashbag BabySWMRSJanuar IINEU
13April in HoustonSWMRSDezember I(+4)
14Funny BusinessAlice MertonDezember I(+2)
15breathinAriana GrandeJanuar I(-11)
16Someone GreatLCD SoundsystemJanuar IINEU
17New Way HomeFoo FightersDezember II(-7)
18When You Were YoungThe KillersJanuar IINEU
19BlueThylaJanuar INEU
20Sweet but PsychoAva MaxJanuar IINEU
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Kommentar

Wie war das mit den Vorhersagen? Im oberen Drittel ist quasi alles durcheinander geraten und das nicht nur, weil mit Loner der geilste neue Track mal eben gleich noch die Spitzenposition übernimmt. Mal schauen, ob die Nummer den Hype noch länger aufrecht erhalten kann. Tether beendet seinen richtig tollen Drei-Monats-Run auf Platz 4, weil come out and play im Kampf um den Season-Titel ordentlich zulegt und jetzt mit With Or Without gleichzieht (beide 97 Punkte und #2-Peak), während Jade Bird davon profitiert, dass ich mich derzeit von allen antizipierten Releases wohl am meisten auf ihres freue. Was meine Erwartungshaltung betrifft, dürften auch SWMRS weit vorne liegen: April in Houston möchte jedenfalls noch nicht wirklich verschwinden und mit Trashbag Baby positioniert sich auch ihre neueste Single mit Ohrwurmpotential in der Top 20. Sie sind zudem die einzige Band mit einer Doppelplatzierung, da Ariana Grande mit breathin und thank u, next (gar nicht mehr vertreten) doch deutlich abfällt.
Von den restlichen Neueinsteigern dürften Fall Out Boy und The Strokes die besten Chancen haben, länger dabei zu bleiben. Letztere waren mit Alone, Together bereits in der ersten Januar-Hälfte aufgetaucht, doch erst jetzt erfasst mich der Bewegungsdrang so richtig. Ich brauche meine Zeit, um mit The Strokes warm zu werden - und meine MOMENTUM-Playlist gibt ihnen alle Chancen dazu.

Mal sehen, wie sich die neuesten Album-Releases von FIDLAR, RAT BOY und Broods (am 1. Februar) auf die Chart-Liste Mitte Februar auswirken. Bis dahin!