#11: Achtung Baby

Der deutsche Name hat mich schon einige Wochen lang angestarrt. Dann auch noch der Titel des Album-Openers: Zoo Station. Ist es das, was ich denke? Ich las mich etwas in die Backstory ein und da wusste ich, dass die Neugier gesiegt hatte. U2's Achtung Baby entstand teilweise nämlich im gerade erst wiedervereinten Berlin.

Release: 18. November 1991
Genre: Rock
Dauer: 55:27

Erwartungen
U2 also. Man meint, so vieles von ihnen zu kennen, doch genau genommen sind es dann doch nur ihre Singles, vor allem von All That You Can Leave Behind und The Joshua Tree (das in seiner Gänze auch noch Teil dieses Projektes sein wird). Bis auf One kenne ich von Achtung Baby aber absolut nichts. Und One, das hab ich immer irgendwie auch als eine Mauerfall-Hymne empfunden, was ja im Entsehungskontext nicht die falscheste Annahme ist. Bekommen wir thematisch noch mehr dazu? Und musikalisch? Schwer einzuschätzen. Mit U2 verbinde ich an sich eher melancholische und überdramatische Rock-Musik mit Hang zum Experimentellen, Musik einfach, die sich epochal und bedeutsam anfühlt. Songs wie One.

Eindrücke
Zoo Station gibt ganz klar die Richtung vor und die lautet: Vergiss, was du bisher mit U2 verbunden hast. Sein Industrial-Sound kommt völlig unerwartet und zieht sich vor allem in Form schwerer und verzerrter Gitarren durch das ganze Album. Das irritiert anfangs vielleicht etwas. Und dann kickt es einen. Gewaltig.
In seiner emotionalen Intensität ist es sicherlich ein typisches U2-Album. Es lebt von euphorischen Höhen und verzweifelte Tiefen, die aber, finde ich, stets ganz nah beieinander liegen, weshalb man sich in diesen Belangen kaum Liedbeispiele auswählen kann. Lyrisch dreht sich fast alles um die Liebe, den Hürden in einer Beziehungen, dem Drama. Und um ausgebrochene Zootiere, im übertragenen Sinne, denn mit Zoo Station greift Bono eine Berliner Nachkriegsgeschichte auf und verwendet sie geschickt als Metapher für den musikalischen Wandel der Band. Meine Lieblingstracks sind aber andere. Even Better Than The Real Thing und Mysterious Ways machen wahnsinnig Laune, während So Cruel einem das Herz zerreißt. Und dann gibt es da noch Who's Gonna Run Your Wild Horses und Tryin' To Throw Your Arms Around The World, die wohl am ehesten dem klassischen U2-Sound entsprechen, sich aber astrein in Grundkorsett von Achtung Baby einfügen und als angenehm demütige Tracks einfach hervorstechen. Auch One ist typisch U2, aber - und das fand ich sehr interessant zu beobachten - fühlte sich hier irgendwie deplatziert an.
Das Ende des Albums bringt die düstere Grundhaltung des Albums dann endgültig auf dem Punkt, was sicherlich irgendwo konsequent ist, mich als Hörer aber doch etwas abgeschreckt hat. Ich habe mich öfter dabei erwischt, dass ich nach Tryin' To Throw ... stoppen wollte, weil ich wusste, dass meine Laune jetzt heruntergezogen werden würde. Ich weiß, das ist ziemlich unsachlich, aber das habe ich nun mal so empfunden. Spricht aber auch für das Album, da es doch zeigt, dass es mich gepackt hat.

Fazit
Wie man sieht, hatte ich viel zu erzählen. Achtung Baby hat mich mehrere Tage lang beschäftigt und sogar das zweite für diese Kalenderwoche eingeplante Album nach hinten geschoben.
Es ist die bisher beste Platte, die ich Rahmen des 100-Alben-Projektes gehört habe. Sicherlich hat es seine Schwächen, doch die werden mich nicht davon abhalten, zurückzukehren. Dazu enthält es einfach zu viele Highlights, die es auf Anhieb in die Reihe meiner liebsten U2-Tracks geschafft haben, so viele Momente, die hängen geblieben sind. DAS hier ist der Grund, weshalb ich das alles überhaupt mache.