Die besten Songs 2017 - Teil 2

Nach dem ersten schnellen Countdown geht's nun ans Eingemachte: Meine Top 20 Songs des Jahres 2017. 
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20. |  Paramore – Rose-Colored Boy
Der Stilwechsel der einstigen Emo-Rockern hat mich anfangs nirgendwo so sehr verstört, wie in diesen Song. Cheerleader-Chants! Bei Paramore! Inzwischen habe ich mich aber voll in dieses Element verliebt, in die absolut fantastische Hook sowieso. Vor allem aber ist es der lyrische Content, der mich voll anspricht: Der besungene rose-colored boy könnte mein pubertierendes Ich sein, der hinter der berühmten rosaroten Brille zu verstecken versuchte, wer er wirklich ist.  Könnt ich zurückreisen, würde ich ihn schlagen. Und sagen: Hör mehr Paramore, Idiot!

19. | New Carnival – How Dare You
Ja, andere Indie-Tracks mögen in dieser Liste höher platziert sein, doch in Sachen Coolness ist How Dare You mit seinen infektiösen Gitarrenriffs und dem genialen Gesang unschlagbar. Fast am allermeisten Laune machen hier aber die Backing Vocals (besonders dieses »Ahu!«). Ein echtes Brett, bei dem ich immer wieder Bock bekomme, eine Sonnenbrille aufzusetzen und bescheuert abzutanzen.

18. | Parov Stelar ft. Lilja Bloom – Step Two
Auch Parov Stelar hat 2017 ein sehr abfeierbares Album hingelegt. Die überragende Nummer der Platte ist Step Two, ein Stilwechsel weg vom Electro-Swing, hin zur funkigen Disco-Musik, die teils an Daft Punk erinnert. Zudem ist Lilja Blooms Performance hier absolut fantastisch, nicht mal nur im Ohrwurm-provozierenden Chrous, nein, vor allem in den Sprech-Parts strahlt sie eine unwiderstehliche Anmut aus. Alles in allem ein Song, der nie langweilig wird.  

17. | Tove Lo – True Disaster
Ich weiß auch nicht, wie dieser Song hier gelandet ist. Das Album Lady Wood (erschienen im Oktober 2016, zählt also noch) ist weitestgehend Grütze, weshalb ich auch diesen Song lange ziemlich ignoriert habe. Was. Für. Ein. Irrtum. True Disaster stellte sich mit jedem weiteren Durchlauf als einer der besten Pop-Songs der letzten Monate heraus, vollgepackt mit Emotionen, sensationell produziert. Mein Lieblingsmoment findet sich gegen Ende des Breaks, genau dort, wo die Drums einsetzen und den finalen Chrous einleiten, in dem Tove stimmlich noch einmal alles abreißt. Jedes Mal Gänsehaut. 

16. | Tkay Maidza – Simulation
Ziemlich elektronisch kam Tkay Maidza – eigentlich eher im Hip-Hop/R'n'B zuhause – mit ihrer Pop-Single Simulation daher. Im März wurde sie zu meiner inoffiziellen Bachelorarbeit-abgeben-scheiße-ist-das-geil!-Hymne, doch auch darüber hinaus kam ich immer wieder gerne zurück. Zurecht, werden doch dank des wunderbaren Beast, den smoothen Rap-Parts und ganz allgemein beim Anblick dieser absoluten Sympathieträgerin, fast sämtliche Glückshormone aktiviert.

15. | Leoniden – Nevermind
Als Kind meines Oktobers ist es der jüngste Song in dieser Top 20, doch mehr Zeit brauchte er eben wirklich nicht, um sich in meinem Gedächtnis festzusetzen. Leoniden waren im Musik-Bereich einer der wenige deutschen Glanzpunkte meiner vergangenen Monate. Als atmosphärische Coming-of-Age-Hymne erspielte sich die Lead-Single Nevermind meine vollen Sympathien – eine sau-schöne und grundehrliche Nummer, deren Musikvideo genau die passenden Bilder einfängt. »Do you even understand how it is to leave your friends to get somewhere? I do now.« - eine Zeile, die mein Jahr irgendwie perfekt zusammenfasst. 

14. | Paramore  Hard Times
Es ist gefühlt mein am häufigsten gehörter Track des Jahres (laut Spotify lag es immerhin tatsächlich auf #4), was aber auch dazu geführt hat, dass er sich – wie man an der nicht allzu hohen Positionierung vielleicht erkennen kann – leider etwas »kaputtgespielt« hat. Doch selbst wenn ihm in meinem Ohr die Frische fehlt: Hard Times war all die Monate über eine wohlklingende Erinnerung daran, dass man mit seinen Problemen in dieser Welt nicht alleine ist. Und was kann ein besser Trost sein, als eine Hayley Williams in Höchstform?

13. | Pleasure House – Mind Control
Mind Control ist der höchstplatzierte Song, den ich nicht in der Music Timeline vorgestellt habe. Was für ein Fehler! Wie so viele unbekannte Indie-Nummer in dieser Liste lebt der Track von einem sensationellen Gitarrenriff, doch kann noch so viel mehr: Die Vocals sind hier schlicht überragend und vermitteln eine seltsam-wohlige Wärme, die aber in wohldosierten Momenten (ich vergöttere die »watch out!«-Parts) von die Ernsthaftigkeit der Thematik durchbrochen wird. Hammer!

12. | Wolf Alice – Don't Delete the Kisses
Worte wie »magisch« oder »zauberhaft« benutze ich nun ausgesprochen selten, aber andere Attribute würden der musikalischen Untermalung von Don't Delete the Kisses nicht gerecht. Ein Traum, wie problemlos Ellie Rowsell die Grenzen von Herzschmerz und Schmetterlingen überwindet – kombiniert mit ihrem sympathisch-drolligem Storytelling, ist diese Ballade vermutlich das schönste Liebeslied des Jahres.

11. | Grace Mitchell – Kids (Ain't All Right)
Ein Song, der mich zu Beginn des Jahres so dermaßen umgehauen hat, dass ich felsenfest davon überzeugt war, dass im Rock-Bereich nichts Besseres mehr kommen würde. Ich sollte recht behalten. Grace Mitchell ist eine der wandelbarsten Alternative-Künstlerin der letzten Zeit und mausert sich in zweieinhalb hitzigen Minuten zum Riot-Girl. Wie sie hier mit ihrer Stimmgewalt gegen die krachenden Drums ansingt, ist schlicht Klasse. Unüberhörbar sind die Grunge-Einflüsse, unüberhörbar ihre pure Lust an der Musik. Ihr merkt, ich komme aus dem Schwärmen nicht heraus. Wow!

10. | Fazerdaze – Misread
Die Neuseeländerin Fazerdaze dürfte eine der größten Neuentdeckungen des Jahres für mich sein. Morningside war eine meiner liebsten Platten dieses Sommers – verträumter und chilliger Indie-Pop, wie er besser kaum sein kann. Mit Misread legt sie einen Song aufs Parkett, der ein einziger Build-Up ist – jede Stufe eingeleitet von diesem simplen, eingängigen Riff, bevor der Song, begleitet von der charmanten Wiederholung der Titel-Lyric Have I misread the way I feel about you? in einem Rock-Ausbruch endetSchlicht, aber perfekt.

9. | Wolf Alice – Space & Time
Irgendwie ist es nachvollziehbar, dass mich eine so unkonventionelle Band wie Wolf Alice mit ihrem Außenseiter-Charme gerade in diesem Jahr so dermaßen angesprochen hat: Ich war die meiste Zeit auf mich allein gestellt, ein Einzelgänger – und genau das tat mir so unfassbar gut. Ein Gefühl, dass nirgendwo besser beschreiben wird, als in Space & Time, meinem Lieblingssong ihrer neuesten Platte. Mit seinen treibenden Drums und einer unwiderstehlichen »Go for it«-Attitüde wurde es DER Soundtrack meines goldenen Herbstes.

8. | Roosevelt  Fever
Das tägliche Weckerklingeln um 7 Uhr, der schlaftrunkene Cappuccino, die Busfahrt in der Morgendämmerung, der Gang von der Eiseskälte in die angenehm beheizte Uni-Bibliothek. … die Hochphase der Bachelorarbeit ist mir dank Fever, das ich in jener Zeit wirklich JEDEN VERDAMMTEN Morgen gehört haben muss, seltsam angenehm in Erinnerung. Mehr noch: Mit der verträumten Indie-Nummer verbinde ich Seelenfrieden und Ausgeglichenheit. Wer weiß, wie viele Panikattacken sie verhindert hat. Danke dafür.

7. | OLSSON ft. Mapei – Hold On
Um diesen Song nicht »zwischen den Jahren« zu verlieren, nahm ich ihn eher notdürftig in 2017 auf. Dass Hold On hier aber so beständig meine Favoritenlisten bespielen würde, war nicht abzusehen. Sein Appeal speist sich voll und ganz aus der unwiderstehlichen Coolness, die der perfekt mitsingbare Chorus und die stilvolle, leicht mystisch angehauchte Elektro-Produktion einfach ausstrahlen. Das stach in diesem für mich so euphorisch-gitarrenlastigen Jahr ungemein hervor.

6. | Seaway – Neurotic
Ich bin so happy, dass es auch in diesem Jahr wenigstens eine echte Pop-Punk-Sensation gegeben hat, eine, die ich so nicht mal unbedingt auf der Rechnung hatte. Seaways Vacation gab nach meiner Rückkehr gewissermaßen den Startschuss zu einer neuen Ära. Neurotic ist mein absoluter Lieblingssong dieser Platte, ein unterschätzter noch dazu. Diese grandiose Killer-Hook (»Wake me up when I'm famous!«) und Lyrics, in denen ich eigene Ängste und Sorge wiederfinde, ergeben zusammen einen Nostalgie-Kracher, den dieses Jahr gebraucht hat!

5. | Hannah Grace  Praise You
Es ist verdammt schwer, ohnehin schon perfekte Song so zu interpretieren, dass etwas ganz eigenes Wunderschönes entstehen kann. Vor zwei Jahren haben es Rockin' 1000 mit ihrer Version von Learn To Fly (Foo Fighters) geschafft und stürmten damals sogar an die Spitze meiner 2015-Liste. Dieses Jahr findet sich erneut ein Cover in der Top 5 wieder – und brauchte dafür keine 1000 Musiker, sondern schlicht den fantastischen Soul der britischen Sängerin Hannah Grace, die den legendären Fatboy-Slim-Track für eine TV-Werbung absolut fantastisch inszenierte.

4. | Lorde  Perfect Places
Dass Melodrama ein atmosphärisch-phänomenales Pop-Meisterwerk geworden ist, ist auch Jack Antonoff zu verdanken, besonders in diesem Schluss-Track ist es unüberhörbar. Vor allem aber legt Lorde selbst hier lyrisch eine Weltklasse-Performance hin. Es ist ein Feuerwerk an One-Linern, die mir nie wieder aus dem Kopf gehen werden, namentlich »All of our heroes fading, now I can't stand to be alone« oder das essenzielle »What the fuck are perfect places anyway?« Ja, in diesem aufwühlenden Jahr, in dem die Frage nach dem »Zuhause« und nach meinem Platz in dieser Welt wie nie zuvor im Vordergrund stand, traf Perfect Places bei mir einen Nerv.

3. | Warbly Jets  Alive
Die besungene Lebendigkeit ist Programm: Alive platzt fast vor unbändigem Freiheitsdrang, produziert Bilder im Kopf und weiß bei all dem musikalischen Schnörkel doch genau, was es will. Ein Track, der vom Release-Tag an mein Leben rockte und alle wichtigen Momente dieses so abgedrehten Jahres begleitete, vom Bachelor-Wahnsinn und den letzten Magdeburg-Wochen, übers England-Abenteuer hin zum neuen Lebensabschnitt in Potsdam. 

2. | SKATERS  In Your Head
Getragen von einer großen Schippe Pathos und unwiderstehlichen Gitarren holt mich dieser Song immer wieder in den Tiefen der Melancholie ab und lässt mich nach 4 Minuten mit einem Gepäck an unendlicher Lebensfreude wieder raus. Es ist der Schlussakt sowie Höhepunkt meines diesjährigen Lieblingsalbums, Rock and Roll Bye Bye, ein Kunstwerk, wenn man so will. Selbst das simpel gehaltene Musikvideo bewegt mich irgendwie, wünsche ich mich doch irgendwie ins verregnete England zurück.

1. | Slowlights  I Try So Hard
Ich bin ehrlich: Fast die ganze zweite Jahreshälfte schien der Kampf um die Krone zwischen den vier vorherigen Songs entschieden zu werden, vor allem eben In Your Head und Alive, ehe sich ganz am Ende ein völliger Außenseiter noch vorbeischlich. Dabei ist es, wenn ich ihn heute höre, so offensichtlich, war es eigentlich die ganze Zeit. Kein Song konnte mir in diesem Jahr ein besseres Gefühl geben als I Try So Hard. Dieses Riff, dieses wunderschöne, euphoriegeladene Gitarrenriff wird mir wohl für immer die sonnigen Morgenspaziergänge an der Strandpromenade von Branksome Beach in Erinnerung rufen. Es ist ist in allen Belangen eine motivierende Nummer mit ganz viel Herz, die sich spätestens im zwischenzeitlichen Break in eine berührende La-La-Land-artige Ode an die Träumer verwandelt. Mein Lieblingslied des Jahres 2017 <3
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Die besten Songs (Platz 1 - 20)