Sambamärchen. Die Finals
in den Gruppen A und B
Er ist einfach ein
Phänomen: Neymar lässt sich von den tonnenschweren Erwartungen, die
auf seinen Schultern liegen, einfach nicht erdrücken. Sowas wie
Druck scheint er nicht zu kennen. So erfüllt er brav und völlig
ungeniert all die Hoffnungen, die ein ganzes Volk in seinen Wunderfuß
setzt. Schon wieder schnürte der Star im brasilianischen Team einen
Doppelpack und übernahm mit seinen Toren 3 und 4 die Führung in der
WM-Torschützenliste. Man mag sich verwundert die Augen reiben ob
dieser gigantischen Unbekümmertheit.
Nemar ist nicht einer von vielen im Dress der Selecao – die Selecao ist Neymar. Ob das gut ist, ist eine andere Frage.
So bleiben auch nach dem
4-1 gegen Kamerun noch einige Zweifel hinsichtlich der wahren Stärke
dieser Mannschaft. Neymar brillierte, zauberte und schoss seine zwei
Tore in den wichtigsten Momenten: Das 1-0 ganz früh und die erneute
Führung nach dem Ausgleich. Man mag sich nicht ausmalen, wo die
Brasilianer ohne ihr Wunderkind ständen. Die so hochgelobte Abwehr
um David Luiz zeigte auch dieses mal – im Duell mit dem schwächsten
Vorrundengegner – wieder ihre Anfälligkeit. Vorne schleppt und
stolpert sich Fred durch die gegnerischen Abwehrreihen, ist so etwas
wie der brasilianische Mario Gomez. Auch Hulk oder Oscar konnten ihr
Potential noch nicht wirklich zeigen. Klar, am Ende steht ein
eindeutiger, teils richtig gute herausgespielter Sieg gegen die
Afrikaner, doch wenn das schon das Ende der Fahnenstange ist,
zumindest was die Leistungsfähigkeit angeht, wird Brasilien nicht
weit kommen. Neymar alleine reicht nicht.
Schon gar nicht im
Achtelfinale gegen bisher so begeisternde Chilenen.
Okay, sie haben gestern
ihr letztes Gruppenspiel gegen die Niederlande verloren, doch auch
den wahrscheinlichen Topfavoriten hatten sie weitesgehend im Griff.
Am entschieden ein ausgeglichenes Spiel wieder mal zwei Joker. Die
Holländer können also das Duell gegen den Gastgeber vermeiden, doch
wirklich leichter wird es in der nächsten Runde dadurch nicht. Nach
einem überzeugenden 3-1 über Kroatien wartet mit Mexiko eine
bissige und leidenschaftliche Mannschaft, die einen Fluch besiegen
will: Fünf Mal in Folge erreichte man das Achtelfinale – fünf mal
scheiterte man. Holland muss gewarnt sein. Und außerdem haben die
Mittelamerikaner den coolsten Trainer des Turniers, weil er sich beim
Jubeln auch gerne mal in die Traube hineinwirft …