#28: Loveless

Dieses Album bringt gleich in mehrfacher Hinsicht ein Deja Vu. Dieses Cover in Magenta, das erinnerte mich an jenes von Pearl Jam's Ten, ein Album, das ich in diesem Rahmen hier doch sehr lieben gelernt habe. Doch die Parallelen hören dort nicht auf: Ten erschien ebenfalls 1991, genau genommen sogar nur fünf Wochen früher. Und so wie Ten meine erste Begegnung mit Pearl Jam war, so macht mich Loveless mit My Bloody Valentine bekannt.

Release: 4. November 1991
Genre: Shoegazing
Dauer: 48:36

Erwartungen
Keine Ahnung. My Bloody Valentine ist ein bekannter Name, aber ich kenne absolut nichts von dieser Band. Nicht nur das: Sie gelten als Vertreter des Shoegazing-Genres, was mir auch so gar nichts sagt. Ich bin also völlig unvorbereitet, gehe aber mal mit Blick aufs Cover davon aus, dass es sehr gitarrenlastig wird. Und damit hat man bei mir ja grundsätzlich schon mal einen Pluspunkt. Noch ein weiteres gutes Omen: 1991 ist das erste Jahr, das hier zum dritten Mal vorkommt. Und sowohl Ten, als auch U2's Achtung Baby haben mich bereits voll und ganz umgehauen. Na dann!

Eindrücke
Gitarrenlastig. Ja, im Grunde stimmt das, nur dass dieses Album meine Definition dafür mal so völlig auf den Kopf stellt. Shoegazing, durfte ich lernen, zeichnet sich durch einen verzerrten Gitarrensound aus, durch instrumentale Mehrstimmigkeit, übrdimensionale Effekt und ganz sanften Stimmen dazwischen. Ich liebe das. Ich hatte bis jetzt nur keinen Begriff dafür. Und ich habe noch nie Album gehört, dass in diesem Maße darauf aufbaut. 
Zu weiten Teilen funktioniert das. Man braucht eine Weile, um sich darauf einzustellen (vor allem braucht Loveless alle Aufmerksamkeit, die man hat) und zunächst kann dieser Sound, der sich ja auch über mehrere Minuten hinweg durchzieht, unbehaglich wirken, doch mit jedem Durchlauf offenbart sich das musikalische Wolkenbett ein bisschen mehr. Man schwebt und wird eingewickelt in ein nostalgisches Riff. Die volle Euphorie findet man auf Loveless kaum, doch die unverstellte Verletzlichkeit sorgt auf ihre eigene Art für eine wunderschöne Atmosphäre. Und das auf wirklich jeden Song. Es ist schwer, einzelne Highlights herauszupicken, weil sie alle im Albumkontext fantastisch wirken, für sich alleine aber etwas verloren dastehen. Ein schönes Beispiel ist Loomer, das schnell mein Lieblingslied auf dieser Platte wurde. Auch die Ballade Sometimes sticht angenehm heraus, weil sie etwas weniger beladen wirkt, während der Closing-Track Soon dann sogar Elemente anzudeuten scheint, die man später im Britpop wiederfinden sollte.

Fazit
Aber ihr merkt schon, ich habe wirklich Probleme, hier die richtigen Worte zu finden. Ich kenne mich zu wenig mit Musikproduktion aus, was aber wohl vonnöten ist, um die Genialität von Loveless voll und ganz zu verstehen. Ich kann nur beurteilen, ob es mir gefällt, und das tut es echt. Wenn man Bock auf schwere, verzerrte Gitarren hat, dann ist Loveless ganz sicher hörenswert.