#16: Ten

Ach, was wäre das einfach gewesen, wenn ich Alben mit Nummern im Titel auch auf die jeweilige Position gesetzt hätte. Also Highway 61 Revisited zum Beispiel an Platz 61. Und Pearl Jam's Ten hätte ich als zehntes Album hören müssen. Aber naja, das sollte nichts an meiner Einschätzung ändern ;)

Release: 27. August 1991
Genre: Grunge
Dauer: 53:20

Erwartungen
Ich bin doch ein wenig überrascht, dass ich mit Pearl Jam bisher keinerlei Berührungspunkte hatte. Ist ja nun nicht so, dass ich mit Grunge so gar nichts anfangen könnte, denn mit Nirvana beispielsweise habe ich mich schon vor längerer Zeit angefreundet (weshalb Nevermind, das als eines der besten Alben der 90er angesehen wird, hier auch nicht auftaucht). Bei Pearl Jam aber, da springe ich komplett ins Blaue. Ist es schlimm, dass mich diese Redewendung jetzt auch ans Nevermind-Albumcover denken lässt?

Eindrücke
Erster Schritt: Nirvana-Vergleiche bitte stecken lassen. Zweiter Schritt: Licht aus und Musik an, denn ich vermute, dass man dieses Album genau auf diese Art und Weise hören sollte. Dritter Schritt: Begeistert sein. Ein Durchgang hat gereicht, dann ging es mir durch Mark und Glieder. Die Tränen kamen einfach. Und nun stehe ich da, begeistert, berührt, vor allem aber völlig perplex. Damit hätte ich nicht gerechnet.
Als allererstes muss ich den Gitarrensound preisen, der sich durchgängig unfassbar belebend anfühlt, belebend mit einer teuflisch-düsteren Note. Gute Beispiele sind die Riffs in Even Flow, in Porch oder auch Deep. Es wird Chaos kreiert, doch Sänger Eddie Vedder fügt das Durcheinander mit seiner unfassbaren Coolness wieder zusammen. Echt, es ist unmenschlich, wie gut seine Stimme und die Musik harmonieren, vor allem dann, wenn sie selbst voller Sound steckt, wie etwa in Alive, das für mich wohl DER wichtigste Track auf Ten ist. Aber an überragenden Momenten mangelt es wirklich nicht. Das letzte Drittel auf Black etwa, das zog mich mit seiner hypnotischen Kraft vollständig in seinen Bann. Oceans und der Album-Closer Release bestechen durch ihre abwartende Haltung, die einem das Gefühl gibt, dass das Leben noch so viel mehr für einen parat hält.
Ten ist also keinesfalls so rock-stumpf und lebensverneinend, wie man es dem Grunge gerne mal unterstellt, wenngleich es sich doch natürlich um dunkle Themen wie Depressionen und Suizidgedanken, bis hin zu morbiden Fantasien,  dreht.

Fazit
Aus dem Nichts. Aus dem völligen Nichts kommt da dieses Album und haut mich komplett um. Songs wie Even Flow und Alive dürften auch außerhalb von Ten unfassbaren Replay-Faktor, doch eigentlich ist die Platte unbedingt an einem Stück zu hören. Es ist eine Reise, ein Trip ins Innerste der eigenen düsteren Gedanken, aber, und das macht dieses Album für mich so zugänglich, auch wieder heraus. Ich habe wirklich nicht das geringste zu kritisieren und ja, kann tatsächlich behaupten, dass das hier eines der besten Alben ist, die ich je gehört habe.