HALL OF FAME: Linkin Park - Minutes to Midnight (2007)

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Minutes to Midnght von Linkin Park
Release: 11. Mai 2007
Genre: Alternative Rock, Nu Metal

Als Linkin-Park-Sänger Chester Bennington im vergangenen Sommer tragisch verstarb, wurde unfassbar vielen Leuten aus meinem Umfeld - mich eingeschlossen - bewusst, dass er unsere Kindheit und Jugend geprägt oder wenigstens eine gewisse Zeit lang sehr intensiv begleitet hat. Vor allem wurden da ihre ersten beiden Werke Hybrid Theory und Meteora genannt, die ohne Frage echt gut sind ... doch ... mich haben sie nicht so gefesselt, wie dieses eine andere Album. So doof es klingt: Ich hatte damals manchmal das Gefühl, mich verteidigen zu müssen, weil ich auf die Frage nach meinem Favoriten von Linkin Park nur eine unpopuläre Antwort geben konnte. Sie lautete: Minutes to Midnight.

Ich kann das erklären: Dies ist das erste Album, das ich mir selbst gekauft habe, von daher wird es mir immer irgendwie besonders verbunden sein. Doch auch darüber hinaus ist Minutes to Midnight in so vielen Belangen maßlos unterschätzt.

Die größte Kritik an dem Album bezieht sich auf den Stilwechsel. Dem rauen Nu Metal wurde abgeschworen, stattdessen findet sich auf dem Album vieles zwischen Pop-Rock und Hip-Hop, bis hin zum spirituellen Gospel-Sound. Das war ein Bruch, natürlich gefiel das nicht jedem. Mich als Linkin-Park-Novizen hat es damals absolut geflasht. Bis heute.

Zudem ist's ja nun wirklich nicht so, dass die "klassischen", rockigen Tracks komplett ausgespart wurden. Die Baseline und die Screams in Given Up etwa, gehören für mich bis heute zu den aufregendsten Dingen, die Linkin Park je erschaffen haben, während Bleed It Out ein echter Go-For-It-Track ist, der mich mit seinem Mix aus Rap, starken Gitarren und - einmal mehr - einem lauten Chester bis heute nicht loslässt. Das sind nur zwei Beispiele. Sie funktionieren im Kontext des Albums aber gerade deshalb so gut, weil diese krassen Momente rar gesät sind, weil man nicht ständig in diesem In-die-Fresse-Modus ist; ihnen folgen jeweils die Pop-lastigen Balladen Leave Out All the Rest und Shadow of the Day, wobei gerade letztere Single mich als akustischer Hoffnungsschimmer jedes Mal mitten im Herz trifft und mir schon durch einige Tiefs geholfen hat. Es ist der Wandel zwischen Wut und Hoffnung, der mir an Minutes to Midnight so gefällt.

Dabei habe ich die zwei emotionalsten und ergreifendsten Tracks noch gar nicht erwähnt: Valentine's Day ist eine melancholische Ballade, auf der Chester mit brechender Stimme davon singt, einen geliebten Menschen zu vermissen. Doch ist es natürlich vor allem der "Drop", der völlige Rock-Ausbruch, der absolut unter die Haut geht und den Song so fantastisch macht. Richtig episch ist der Closing-Tracks des Albums, The Little Things Give You Away. Er beginnt als seichte, aber spürbar wütende Nummer (man sollte vielleicht den politischen Hintergrund - George W. Bushs ungenügendes Krisenmanagement nach Hurrikan Katrina 2005 - kennen), die man verdammt gut mitsingen kann, und arbeitet sich dann schrittweise in ganz neue träumerische Sphären vor, aus denen man nie mehr verschwinden möchte. Kann man nicht beschreiben, muss man gehört haben.

Also nein, ich werde meine Meinung in diesem Leben nicht mehr ändern: Minutes to Midnight ist mein Lieblingsalbum von Linkin Park. Fight Me.

Persönliche Favoriten: Given Up, The Little Things Give You Away, Valentines Day, Bleed It Out, Shadow of the Day
Persönliche Lowlights: In Between
Album-Score: 8,0