Meine Top 10 Hit-Songs 2016

Oh du, mein 2016. Ein außergewöhnliches Jahr war das, außergewöhnlich beschissen. Die Welt geriet ein bisschen aus den Fugen und gefühlt jede Woche starb eine Musiklegende. Wie passend, dass das Musikjahr auch eher dürftig war. Platter, lahmarschiger EDM dominierte die Charts weitestgehend, während Rock so gut wie gar nicht mehr auftauchte. Nein, es war nicht ganz so einfach, zehn Lieder herauszufiltern, die ich wirklich richtig gut fand. Aber Ehre wem Ehre gebührt, das hier sind meine zehn liebsten Hit*-Songs 2016.
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Platz 10

Bezeichnend, dass wir diese Liste gleich mit einem Imitat beginnen. Denn was einmal geklappt hat, funktioniert auch zweieinhalb Jahre später bestimmt nochmal - dachten sich die Macher von DreamWorks Trolls. Die Konkurrenz hat’s Anfang 2014 vorgemacht und mit Pharrell Williams‘ Filmsoundtrack Happy einen Mega-Hit gelandet. Geht ganz einfach: Weltstar engagierten, einen Euphorie-Song schreiben und ein Musikvideo produzieren, in dem alle Menschen einfach nur abdancen. Das ist kein Stück originell. Aber leider verdammt geil geworden.

Justin Timberlake – Can’t stop the feeling


Ich sag’s mal so: Happy war seinerzeit der klar bessere Song, doch in einem Jahr wie 2016 stach diese volle Ladung an Positivität einfach noch mehr heraus. Justin Timberlake hat einen soliden Pop-Song hingelegt, der wirklich nicht viel Neues bringt. Aber scheiße, wenn man mit seinen besten Freunden einfach nur abgehen und das Leben genießen will, passt dieser Song wie angegossen.
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Platz 9

Es gab 2016 kein Entkommen. Justin Bieber, Justin fucking Bieber, war überall. Meistens aber ganz, ganz oben in den Charts. Nun, das ist nicht besonders überraschend. Viel erwähnenswerter ist, dass seine Musik inzwischen … erträglich geworden ist. Ja, teilweise sogar echt gut. “Sorry” beispielsweise wird wohl in Retrospektive einer der größten Hits der 2010er gewesen sein und das nicht mal unverdient. Doch es gab im vergangenen Jahr noch einen weiteren Bieber-Song, der echt Spaß gemacht hat.

Major Lazer ft. Justin Bieber - Cold Water


Als Feature-Gast hat er innerhalb von einer Woche sowohl mit Major Lazer als auch DJ Snake, beide wohl am besten bekannt durch ihre gemeinsame Arbeit am 2015-Abräumer Lean On Songs veröffentlicht. Es ist so bitter, dass es der deutlich schlechtere Titel mit DJ Snake zum Nummer-Eins-Hit gebracht hat, während dieses smoothe kleine Glanzstück, das von entspannten, tropischen Beats getragen wird, nur … okay, es landete gleich dahinter. Mehr davon, bitte!
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Platz 8

Okay, Augen zu und durch. Der nächste Song wird schmerzhaft. Ich kann’s mittlerweile echt nicht mehr mit der selben Begeisterung hören und würde am liebsten vergessen, dass ich dieses Lied über Wochen, Monate ziemlich hart gefeiert habe. Den ganzen Sommer lang. Immer wieder. Aya ya ya ya ya ya –  

DNCE – Cake by the Ocean


Ich schwöre, der Track hatte ganz am Anfang seinen Charme, hob sich allein schon deshalb aus der Chart-Masse ab, weil fucking GITARREN verwendet wurden (hurra!). DNCE schaffen es, ein cooles Gute-Laune-Gefühl auszulösen und sich dabei selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Es ist ein dummes Lied, mehr will es aber auch nicht sein. Und nun … schnell weiter.
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Platz 7

Manche Songs hätten das Potential, der Soundtrack für einen Film zu sein, der gar nicht existiert. Songs, die die Bilder von alleine liefern und sich sofort wie ein Klassiker anfühlen. Und dann sind sie bei näherer Betrachtung nur die Titeltracks der neuen Alben ehemaliger Nickelodeon-Kinderstars.
Ariana Grande – Dangerous Woman


Oh Ariana Grande. Bei ihr scheint es nur zwei Extreme zu geben -  entweder billig produzierte Pop-Scheiße oder aber gut durchdachte Songs, die sie mit ihrer Powerstimme veredelt. Zu meiner Überraschung hat sie es auf dem besagten Album das letztere weitaus häufiger geschafft. Was sie hier abliefert, ist ganz, ganz famos. Verführerische Vocals, umrahmt von coolen Gitarren-Klängen. Da bewirbt sich jemand für einen James-Bond-Soundtrack ...
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Platz 6

Ich nutze die Gelegenheit mal, um etwas zu gestehen: Als ich jünger war, stand ich voll auf Kelly Clarkson. Also nicht nur musikalisch. Sie war so etwas wie mein erster Promi-Schwarm. Weil sie irgendwie so normal wirkte, so am Boden geblieben. Nicht so unerreichbar und abgehoben, wie die meisten Pop-Künstlerinnen. Jetzt, zehn Jahre später, fühle ich mich wieder an Kelly erinnert. Weil da eine Schwedin aufgetaucht ist, die diesen Mädchen-von-nebenan-Charme auch versprüht - Yeah, I found another crush ... 

Zara Larsson – Lush Life


Zara Larsson war wohl die Neuentdeckung des Jahres, zumindest in den europäischen Charts. Auch Never forget you war toll und hatte meiner Meinung nach sogar die mitreißendere Hook, doch in der Gesamtheit hat Lush Life doch noch mehr an sich. Zara bringt die Lebensfreude, die im Song beschrieben wird, wunderbar rüber, frech und mit einem gewissen Augenzwinkern. Und dann noch dieses Pfeifen im Chorus, das sich bis heute nicht abgenutzt hat und das i-Tüpfelchen auf einem ohnehin schon verdammt liebenswerten Track ist. Super!
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Platz 5

Es ist traurig. Traurig, dass ich den Sinn dieses Lied erst viel zu spät entdeckt habe. Da habe ich schon viel zu oft gedankenlos dazu getanzt, genauso wie es auch die breite Masse tut. Der singt über Drogen, haha. Voll der Partyhit. Dabei wird etwas ganz anderes erzählt. Es ist die Geschichte eines One-Hit-Wonders, der auf den Boden der Tatsachen gelandet ist. Es ist die Geschichte des Mike Posner.

Mike Posner – I Took a Pill in Ibiza (Seeb Remix)


Oh, armer Mike. Dein zweiter großer Hit ist der Song, der vom Absturz nach dem ersten erzählt. Und das auch nur, weil irgendein DJ deine bittere Ballade zu einem tanzbaren House-Track gemixt hat. Jetzt grölen also Millionen von Besoffenen in der Disko mit, wenn du von deinen Depressionen singst. Wow.  Allein dieses Drama hat einen Award verdient. Und so schuldig man sich auch fühlt: der Remix ist halt leider überragend und macht aus einem musikalisch dünnem Track einen Monster-Hit.
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Platz 4

Es ist ein abgenutztes Bild, mit dem Medien so manche faszinierende Erfolgsgeschichte der elektronischen Musik beschreiben: Gelangweilter Teenager sitzt daheim vorm PC und produziert einen Song, der millionenfach geklickt wird. In Zeiten wie diesen passiert das des Öfteren und immer wieder finde ich dieses Phänomen interessant. Wenn die Masse einen völlig unbekannten Song so dermaßen pusht, ist er entweder verdammt gut oder er spricht den Zeitgeist an. Manchmal auch beides.

Alan Walker – Faded


2016 gab es viele Songs, die die allgemeine Laune der Verzweiflung versuchten, akustisch zu verpacken. Doch keiner schaffte das so kraftvoll und emotional, wie der bis dato völlig unbekannte Norweger Alan Walker mit Faded. Ganze 10 Wochen hielt er sich in Deutschland auf der #1. Es soll Leute geben, die diesen Song als herzlose Plastik-Kacke bezeichnen - ich widerspreche!
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Platz 3

Sommerhits haben es bei mir immer ziemlich schwer Sie leiden besonders am Radio-Overplay und werden irgendwann zu groß, als das man sie wirklich noch genießen könnte. 2016 gab es dieses Problem nicht, schlicht weil es nicht diesen EINEN fetten Sommerhit gab. Zumindest keinen, auf den sich alle einigen konnten. Und dafür bin ich so dankbar, denn so war das folgende Lied nie der Gefahr ausgesetzt, kaputt gespielt zu werden. Ein Song, der in jedem seiner Chorde die Erinnerungen des vergangenen Sommers in sich trägt.
Kungs vs. Cookin‘ On 3 Burners – This Girl



Ich war ein Fan der – buchstäblich – ersten Stunde. Es war so toll anzusehen, wie dieser Song immer größer wurde und letztlich sogar für drei Wochen in Deutschland auf die #1 kletterte. Dieses wiederkehrende Saxophon-Loop kann nervig sein, ich versteh das. Es ist ein bisschen goofy, aber vor allem hat’s Charakter. Es gab 2016 keinen besseren Song, zu dem man stumpf abgehen konnte und der gleichseitig so voller Nostalgie steckt. Unbedingt auch das Original abchecken, es ist super.
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Platz 2
Oh, ich kann sie schon hören, diese Stimmen. Wie kannst du nur DAS so hoch platzieren? Bist du denn komplett kaputt im Kopf? Ja, fast hätte ich diesen Track sogar auf die #1 gesetzt, aber so mutig war ich dann doch nicht.  Eigentlich versuche ich Top-Plätze zu finden, die nicht so kontrovers sind.
Aber ist das nicht langweilig?

The Chainsmokers ft. Halsey - Closer


Puuuuh. Die umstrittenste (und 2016 erfolgreichste) „EDM“-Band des Planeten singt also ein Liebeslied. Ein Duett mit der lebenden Tumblr-Trine Halsey. Mit einem Drop, den die einen als akustischen Schrott definieren, andere – dazu gehöre ich – aber unfassbar süchtig gemacht hat. Ist es gute Musik? Vermutlich nicht. Es ist musikalisch sogar ziemlicher Müll, aber darum geht es hier nicht. Closer ist mehr so ein Gefühl. Ein völlig chaotisches, widersprüchliches Gefühl, eine detailliert erzählte Geschichte, die sich im Kreis dreht und nicht zum Ende kommt. Könnte es eine bessere Hymne für diese Millennial-Generation geben? Ich denke nicht.
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Platz 1

Es war ganz sicher kein Jahr für besonders euphorische Musik. Schon gar nicht, wenn es um die Liebe ging. Okay, es liegt in der Natur dieses Genres, dass sie oft von Schwermütigkeit getragen wird, doch so weinerlich, so selbstbemitleidend wie dieses Jahr, war man schon lange nicht mehr unterwegs. So viele Songs, die die Stimmung nach unten zogen. Will man da überhaupt noch für irgendwen schwärmen? Wo ist die ganz großen Romantik hin, gibt es denn keine Schmetterlinge-im-Bauch-Balladen mehr?
Doch. Es gibt sie noch.

Dua Lipa – Be The One



Es gibt sie noch, die perfekten Pop-Songs. Es gibt sie noch, die großen Talente mit kratzigen, einzigartigen Stimmen. Es gibt noch Leute wie Dua Lipa. Eine junge Dame, die hoffentlich eine große Karriere vor sich hat. Ihre Performance hier steckt so voller ehrlicher Emotionen, dass es einen zwangsweise ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Dass Be The One kein Welthit war und nur bei uns in Deutschland so richtig Airplay abbekam, ist traurig. Es war der in meinen Augen beste Hit-Song dieses Jahres.


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10: Can't stop the feeling (GER: 10 / UK: 10 / US: 9)
9: Cold Water (GER: 15 / UK: 14 / US: 25)
8: Cake by the Ocean (GER: 36 / UK: 23 / US: 18)
7: Dangerous Woman (GER: - / UK: 69 / US: 36)
6: Lush Life (GER: 59 / UK: 6 / US: -)
5: I took a pill in Ibiza (GER: 11 / UK: 4 / US: 15)
4: Faded (GER: 1 / UK: 28 / US: -)
3: This Girl (GER: 6 / UK: 22 / US: -)
2: Closer (GER: 18 / UK: 7 / US: 10)
1: Be the one (GER: 72 / UK: - / US: -)