WM-Tagebuch #13 – Wer zuerst trifft .

Sambamärchen. Ein (eeeeeeetwas verspäteter) Rückblick aufs Viertelfinale.

Nanu? Keine Auswertung des Frankreichs-Spiels? Kein Rückblick auf die ganzen anderen Viertelfinals? Ja, sorry, die Erklärung ist recht einfach: Zeitprobleme.
Dafür soll dieser Ausblick natürlich besonders umfangreich sein.

Wir befinden uns in der entscheidenden Phase der WM. Vier Spiele sind es noch, dann steht fest, aus welchem Land die Weltmeister 2014 kommen. In teilweise höchst dramatischen Viertelfinals setzten sich Deutschland, Brasilien, Holland und Argentinien durch.

Unser Sieg gegen Frankreich war erneut kein Ausbruch spielerischer Freude, aber auch keine neuerliche Enttäuschung. Das frühe Tor von Mats Hummels beruhigte uns alle, und stimmte die Hobby-Bundestrainer milde. Schließlich kam Jogi endlich unserem Wunsch nach, Philipp Lahm wieder nach hinten rechts zu setzen. ENDLICH! Der schnell Boateng rückte dafür in die Innenverteidigung. Zusammen mit bereits erwähnten Mats Hummels bildete er eine echte Mauer. Das war grandios! Das war stark! Und in den paar Momenten, wo es dann doch mal gefährlich wurde, rettete uns einmal mehr Manuel Neuer. Man hätte noch das 2-0 machen können, vielleicht sogar müssen, aber who cares? Der Sieg war verdient.

Brasilien startete sein Viertelfinale gegen Kolumbien furios, ging ebenfalls früh in Führung, was vielleicht zu der ein oder anderen übermotivierten Aktion führte. Es entwickelte sich ein rohes, teilweise überhartes Spiel. Sanktionen sprach der Schiri aber seltener aus. So konnte das Unglück seinen Lauf nehmen … Kurz vor Spielende sprang der Kolumbianer Zuniga, ebenfalls komplett übermotiviert, in den Rücken von Neymar. Eine Aktion, die in diesem Spiel nicht zum ersten Mal auftrat, weil es stets ungeahndet blieb. Bis dahin ging es ja auch immer gut aus. Nur in jener 87. Minute nicht. Neymar blieb liegen, mit schmerzverzerrten Gesicht und musste vom Feld getragen werden. Passiert halt, mag man sich als normaler TV-Zuschauer denken, zumal man von der Ansicht der vorigen Fouls schon ein Stück weit abgestumpft war. Von der ganzen Dramatik dieses Fouls erfuhr die Welt erst nach dem Spiel. Ein Lendenwirbel ist gebrochen, und man muss kein Arzt sein, um zu wissen, dass das ganz böse hätte ausgehen können. In den ersten Momenten soll Neymar sogar darüber geklagt haben, eine Beine nicht mehr zu spüren, was sich später nur als Störung herausstellen sollte. Seine Tränen, die die Fußball-Welt am Fernseh-Gerät sah, waren nicht nur Tränen des Schmerzes. Es waren Tränen der Angst, vielleicht nie wieder Fußball spielen, geschweige denn gehen zu können. Tatsächlich hätte ein Schlag zwei, drei Zentimeter höher zu dieser Katastrophe geführt … Als ich das zum ersten Mal gehört habe, musste ich schlucken. Neymar hab ich bei dieser WM am meisten bewundert.
Bewundernswert war nach dem Abpfiff aber die Herzlichkeit auf dem Platz, wo sie sich vorher noch massiv bekämpft hatten. Das schönste Bild dieser WM bisher lieferten David Luiz und James Rodriguez: Der Brasilianer tröstete die Neuentdeckung des Turniers minutenlang, und zollte ihn mit einer Geste ganz großen Respekt.

Was war sonst noch?

Argentinien gewann sein Spiel relativ unspektakulär mit 1-0. Auch hier war das Erfolgsgeheimnis ein frühes Tor.

Weil den Holländern selbiges nicht gelang, mussten sie gegen aufopferngsvolle Costaricaner ins Elfmeterschießen. Wer hätte das denn bitte gedacht? Oh man. Dort zeigte dann aber Louis van Gaal seine Qualitäten als genialer Stratege. Er wechselte mal eben einen neuen Torhüter namens Tim Krul ein, der die Ticos völlig irritierte und mit zwei gehaltenen Bällen zum Matchwinner avancierte. Großartig fand ich, dass Costa Rica sich nicht über die Mätzchen von Tim Krul beschwerten, und auch nach dem Spiel diese Spielchen als normales Mittel verteidigten. Daumen hoch! Und das letzte Schleifchen am Auftritt der Mittelamerikaner, die sich in Brasilien zu echten Legenden gemacht haben. Respekt!