Sambamärchen. Ein (eeeeeeetwas
verspäteter) Rückblick aufs Viertelfinale.
Nanu? Keine Auswertung des
Frankreichs-Spiels? Kein Rückblick auf die ganzen anderen
Viertelfinals? Ja, sorry, die Erklärung ist recht einfach:
Zeitprobleme.
Dafür soll dieser Ausblick natürlich
besonders umfangreich sein.
Wir befinden uns in der entscheidenden
Phase der WM. Vier Spiele sind es noch, dann steht fest, aus welchem
Land die Weltmeister 2014 kommen. In teilweise höchst dramatischen
Viertelfinals setzten sich Deutschland, Brasilien, Holland und
Argentinien durch.
Unser Sieg gegen Frankreich war erneut
kein Ausbruch spielerischer Freude, aber auch keine neuerliche
Enttäuschung. Das frühe Tor von Mats Hummels beruhigte uns alle,
und stimmte die Hobby-Bundestrainer milde. Schließlich kam Jogi
endlich unserem Wunsch nach, Philipp Lahm wieder nach hinten rechts
zu setzen. ENDLICH! Der schnell Boateng rückte dafür in die
Innenverteidigung. Zusammen mit bereits erwähnten Mats Hummels
bildete er eine echte Mauer. Das war grandios! Das war stark! Und in
den paar Momenten, wo es dann doch mal gefährlich wurde, rettete uns
einmal mehr Manuel Neuer. Man hätte noch das 2-0 machen können,
vielleicht sogar müssen, aber who cares? Der Sieg war verdient.
Brasilien startete sein Viertelfinale
gegen Kolumbien furios, ging ebenfalls früh in Führung, was
vielleicht zu der ein oder anderen übermotivierten Aktion führte.
Es entwickelte sich ein rohes, teilweise überhartes Spiel.
Sanktionen sprach der Schiri aber seltener aus. So konnte das Unglück
seinen Lauf nehmen … Kurz vor Spielende sprang der Kolumbianer
Zuniga, ebenfalls komplett übermotiviert, in den Rücken von Neymar.
Eine Aktion, die in diesem Spiel nicht zum ersten Mal auftrat, weil
es stets ungeahndet blieb. Bis dahin ging es ja auch immer gut aus.
Nur in jener 87. Minute nicht. Neymar blieb liegen, mit
schmerzverzerrten Gesicht und musste vom Feld getragen werden.
Passiert halt, mag man sich als normaler TV-Zuschauer denken, zumal
man von der Ansicht der vorigen Fouls schon ein Stück weit
abgestumpft war. Von der ganzen Dramatik dieses Fouls erfuhr die Welt
erst nach dem Spiel. Ein Lendenwirbel ist gebrochen, und man muss
kein Arzt sein, um zu wissen, dass das ganz böse hätte ausgehen
können. In den ersten Momenten soll Neymar sogar darüber geklagt
haben, eine Beine nicht mehr zu spüren, was sich später nur als
Störung herausstellen sollte. Seine Tränen, die die Fußball-Welt
am Fernseh-Gerät sah, waren nicht nur Tränen des Schmerzes. Es
waren Tränen der Angst, vielleicht nie wieder Fußball spielen,
geschweige denn gehen zu können. Tatsächlich hätte ein Schlag
zwei, drei Zentimeter höher zu dieser Katastrophe geführt … Als
ich das zum ersten Mal gehört habe, musste ich schlucken. Neymar hab
ich bei dieser WM am meisten bewundert.
Bewundernswert war nach dem Abpfiff
aber die Herzlichkeit auf dem Platz, wo sie sich vorher noch massiv
bekämpft hatten. Das schönste Bild dieser WM bisher lieferten David
Luiz und James Rodriguez: Der Brasilianer tröstete die Neuentdeckung
des Turniers minutenlang, und zollte ihn mit einer Geste ganz großen
Respekt.
Was war sonst noch?
Argentinien gewann sein Spiel relativ
unspektakulär mit 1-0. Auch hier war das Erfolgsgeheimnis ein frühes
Tor.
Weil den Holländern selbiges nicht
gelang, mussten sie gegen aufopferngsvolle Costaricaner ins
Elfmeterschießen. Wer hätte das denn bitte gedacht? Oh man. Dort
zeigte dann aber Louis van Gaal seine Qualitäten als genialer
Stratege. Er wechselte mal eben einen neuen Torhüter namens Tim Krul
ein, der die Ticos völlig irritierte und mit zwei gehaltenen Bällen
zum Matchwinner avancierte. Großartig fand ich, dass Costa Rica sich
nicht über die Mätzchen von Tim Krul beschwerten, und auch nach dem
Spiel diese Spielchen als normales Mittel verteidigten. Daumen hoch!
Und das letzte Schleifchen am Auftritt der Mittelamerikaner, die sich
in Brasilien zu echten Legenden gemacht haben. Respekt!